Was halten Sie von Auszeit/ stiller Stuhl? In meinem Umfeld wenden es viele bei ihren 2-3jährigen an (damit meine ich Auszeit alleine im Kinderzimmer und Tür zu), wenn diese trotzen oder Wutanfälle haben. Als Strafe oder mit der Begründung, die Kinder kommen nicht anders runter und sind nicht ansprechbar und "uns hats ja auch nicht geschadet". Ich habe da ein schlechtes Gefühl, Auszeit ok, aber in meiner Gegenwart und so das mich mein Kind jederzeit ansprechen kann. Für mich hat Auszeit auch etwas von Machtausübung gegenüber dem Kind- was soll es denn dabei lernen?
Noch kurz etwas anderes: Kann man bei einem Kind unter 1 Jahr die Lerntheorie anwenden, also z.B. Kind lernt was wenn ich es schreien lasse oder wenn ich bei jedem Mucks springe? Hab mal irgendwo gelesen, dass die Nervenverknüpfungen dafür noch gar nicht existieren. Eine Freundin vom "Fach" bestreitet das und meint in manchen Situationen muss man Kind weinen lassen, bis zu 20 Minuten seien ok...
von
Maria2212
am 05.12.2011, 09:06
Antwort auf:
Was halten Sie von der Auszeit oder dem stillen Stuhl?
Hallo, die Auszeit oder das soziale Sichtrennen ist etwas anderes als der stille Stuhl etc. im ersten Fall ist für das Kind klar ersichtlich, dass es sich um eine Art Erschöpfungsreaktion handelt mit dem permanenten Angebot, die Trennung wieder aufzuheben. Das ist wichtig für das Kind, da es sich auf diese Weise nicht diffamiert und ausgegrenzt fühlt. Auch schon die geschlossene Tür ist ein Problem für das Kind. Der stille Stuhl, das In-der -Ecke-stehen usw. ist eine Art Pranger-Situation, in der das Kind für alle ersichtlich mit Ausgrenzung bestraft wird. Außerdem wird es massiv beschämt, was seinem Selbstbewusstsein alles andere als gut tut. Das Machtgefälle Eltern-Kind- wird deutlich verstärkt (hierzu s. Machtverhältnisse zwischen Eltern und Kindern im gezielten Suchlauf).
Die Lerntheorie welcher Art auch immer funktioniert bei Säuglingen noch nicht. In diesem Alter lernen die Kinder noch durch Gewöhnung und durch Konditionierung. Beide Methoden müssen daher immer das Kindeswohl im Auge haben. Also Weinen-oder Schreienlassen ist lediglich eine Form der emotionalen Unterdrucksetzung und verbietet sich als Erziehungsmethode. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.12.2011