Lieber Herr Dr. Posth,
mein Sohn (wird in 6 Wochen drei Jahre alt) ist seit einiger Zeit in der "Warum"-Frage-Phase. Ich erkläre ihm ja gern die Welt, aber manchmal sind es einfach völlig sinnlose "Warums", so dass ich, die (fast) nie genervt vom Kind war, abends diese Wort wirklich nicht mehr hören kann...
Ich weiss schon, dass das normal ist, wüßte aber gern, "Warum" die Kinder das machen? Irgendwo habe ich mal gelesen, es sei eine Methode, die Kommunikation nicht abreißen zu lassen. Dazu muss ich aber sagen, das ich schon immer sehr, sehr viel mit meinem Sohn geredet und ihm erklärt habe - über zu wenig Ansprache kann er sich sicher nicht beschweren. Auch die harmlosen selbsterdachten Geschichten, die er 10-mal am Tag "nochmal" hören möchte, erzähle ich (relativ) klaglos immer wieder aufs Neue...
Gespannt auf eine Erklärung
Katja
Mitglied inaktiv - 12.06.2003, 06:54
Antwort auf:
"Warum?"
Liebe Katja, Ihre Frage zu beantworten, erfordert einen philosophischen Exkurs. Hätte ich genug Zeit und Platz, würde ich es machen, aber ich muß mich beschränken. Die Warum-fragen zeigen ein erweitertes Bewußtsein an. Die einfachen Bezüge der Dinge und Geschehnisse zueinander reichen dem Kind als Begründung für seine Entdeckungen nicht mehr aus. Das Kind erkennt, daß es eine Kausalität gibt. (Die Philosophen I.Kant und A.Schopenhauer haben die Kausalitätsgesetze sagen wir neuzeitlich definiert). Das Kind ahnt, daß hinter allem etwas stecken muß, daß es steuert und lenkt. Mangels rationaler Vorstellungskräfte vermutet es hinter diesem "Allen", daß es sich um magische Kräfte handelt. Zauberer, Feen oder Phantasiewesen spuken in den Kinderköpfen herum und werden von den Erwachsenen kultiviert, da sie selbst oft Schwierigkeiten mit den Antworten haben. Das ist nach J.Piaget ein normaler Entwicklungsschritt.
Um nicht in ein endloses Weiterfragen verstrickt zu werden, gibt man als Antwort am besten eine kleine Geschichte, die die nächste Frage schon mit beantwortet. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.06.2003
Antwort auf:
"Warum?"
Willkommen im Club... Unser Sohn ist diese Woche 3 Jahre alt geworden und "Warum" ist sein momentanes Lieblingswort. Ich hätte mir früher nie vorgestellt, worauf man alles "Warum" fragen kann. Meistens muss ich selber lachen. Anfangs versuchte ich noch, mit Erwachsenenlogik zu erklären, warum man nicht warum fragen kann... jetzt fragen wir bei hoffnungslosen Fällen einfach zurück mit "Warum ist die Banane krumm..." und unser Sohn findet das auch ganz lustig (".... damit sie in die Schale passt natürlich!") und ist dadurch abgelenkt.
Mitglied inaktiv - 13.06.2003, 11:54
