Frage: Warum lehnt er mich so ab?

Guten Morgen Herr Dr. Posth, mein Sohn ist 1,5 Jahre alt. Ich gehe wieder arbeiten, in dieser Zeit ist er bei der Oma. Wenn ich ihn mittags abhole, gibt fast immer ein riesiges Theater, sobald ich ihn auf den Arm nehme und er merkt, dass es heimgeht. Er schreit und bockt. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin wirklich sehr froh, dass mein Kleiner sich dort so wohlfühlt! Aber ich habe immer öfter das Gefühl, dass er bei allen anderen Personen aus dem Umkreis (Oma, Opa, Papa) viel lieber ist als bei mir und ich frage mich, was ich falsch mache. Und wenn ich ehrlich bin, tut mir das auch sehr weh. Ich weiß wirklich nicht, warum er sich so verhält. Meine Schwiegermutter muss ja denken, er hätte es nicht gut bei mir?! Vielleicht werden Sie nun antworten, dass ich nunmal diejenige bin, die immer da ist (und dann auch öfter mal nein sagen muss)– aber ist das wirklich schon die Erklärung? Das allein ist doch kein Grund zum Weinen/bockig sein, oder? Haben Sie einen Rat für mich? Lieben Dank!

von Leons_Mama am 19.08.2013, 07:04



Antwort auf: Warum lehnt er mich so ab?

Hallo, nein, diese Erklärung entspricht der Laienpsychologie und trifft auf Ihre Situation nicht zu. Mit häufiger Nein-sagen erreichen nur das Gegenteil von dem, was Sie sich wünschen. Fakt ist, dass sich Ihr Sohn inzwischen in der Loslösungsphase befindet (s. gezielter Suchlauf). Die Loslösung führt genau genommen zur Befreiung des Kindes aus der Mutter-Kind-Dyade (als zunächst extrem enger Beziehung in der primären Bindung zur Mutter) durch die Hinwendung zum Vater und/oder zu einer anderen Ersatzbezugsperson. Nur immer in der extremen Bindung zur Mutter kann ein Kind nicht reifen und sich altersgemäß entwickeln. Im Falles Ihres Sohnes ist es neben dem Vater vor allem die Großmutter, die diese Loslösung in Gang setzen und halten. Das gefällt Ihrem Sohn natürlich, und wenn Sie dann nachmittags kommen, um ihn abzuholen, entspricht im Moment nicht seinem Willen. Also protestiert er ohne zu wissen, dass er damit Sie als seine Mutter traurig macht. Ein Kind in diesem Alter kann sich nur darauf einstellen, was ihm selbst gut tut. Aber das Verhalten ist nicht wirklich gegen Sie gerichtet. Versuchen Sie das aus seiner Sicht zu verstehen. Die Wiederannährungskrise (s. gezielter Suchlauf) macht die Kinder übrigens vorübergehend wieder etwas anhänglicher. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.08.2013