Frage: Viele Fragen...

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, ich hatte Ihnen schon mehrmals geschrieben. Unsere Tochter Ina geb. 11/2004 (schwerer Kiga Start 01/2008, 2. besserer Kiga Start 09/2008, dann allerdings krank und seitdem sind die Probleme da, es wird einfach nicht wieder wirklich besser!). Nun aber zu meinen Fragen, Ina braucht für das große Geschäft immer noch die Windel, sie lässt sich durch nichts überreden oder überzeugen, sie will nicht, sie hat Angst, sagt sie (11/2007 habituelle Obstipation). Sie meinten, wir sollen ihr Zeit lassen…wie lang noch, können wir nichts tun sie zu unterstützen…ich habe Angst, dass das immer so geht?! Nachts will sie die Windel übrigens auch nicht auslassen. Tagsüber ohne Unfälle! Seit ca. 1 Monat kann sie übrigens richtig trotzen…sie versucht partout ihren Willen durchzusetzen, zwängt sich aus dem Autositz, schlägt mit den Beinen um sich, wenn ich sie bei Oma und Opa versuche anzuziehen (sie will unbedingt dort bleiben!). Ist das noch normal in ihrem Alter? Im Kiga kommen wir auch nicht richtig an…sie hat dort auch wieder aus Protest, weil es wohl nicht nach ihrer Nase ging (O-Ton Erzieherin) gespuckt! Sie will am liebsten gar nicht gehen und wenn ich sie dann abhole, strahlt sie über das ganze Gesicht! Schwierige Zeit…! Danke für Ihre Antwort und ich lese gerade ihr superinteressantes Buch! Viele liebe Grüße D.

Mitglied inaktiv - 08.12.2008, 14:20



Antwort auf: Viele Fragen...

Hallo, wir haben es bei Ihrer Tochter offenbar mit zwei "regressiven" Erscheinungsbildern zu tun: erstens mit dem Bedürfnis, die Windel zumindest für das große Geschaft anzubehalten, und zweitens der Rückfall in das Trotzen. Richtig regressiv sind beide Verhaltensweisen nicht, da es zwischenzeitlich dazu keine adäquaten Reifungsschritte gegeben hat. Es liegt nun nahe anzunehmen, dass beides mit der verfahrenen Ki-ga-Situation zu tun hat. Wenn Sie auch mit der sanften Eingewöhnung alles richtig gemacht haben, dann scheint im Ki-ga keine zuverlässige Ersatzbezugsperson vorhanden zu sein, die ihre Tochter emotional auffangen. Möglicherweise kommt ihre Tochter auch nicht glücklich in die Gruppenbildung hinein. So bedeutet für sie jeder Tag im Ki-ga eine ungeheure emotionale Anstrengung. Die Konsequenz hieße, sie noch einmal herauszunehmen aus dem Ki-ga und evtl dann spätere. Wiederaufnahme in einen anderen, in dem die pädagogische Situation möglicherweise besser ist. Vielleicht hören Sie sich noch einmal um. Das Windelproblem sollten Sie geduldig "aussitzen". Soll heißen, lassen Sie ihr die Windel, bis sie sie von allein abgibt. Ich hatte kürzlich in meiner Praxis zwei Fälle, in denen es, bitte erschrecken sie nicht- ungefähr zwei Jahre gedauert hat (zwischenzeitlich allerdings richtig mit Enkopresis). Jetzt sind beide Kinder völlig unauffällig, was ihr Ausscheidungsverhalten angeht. Viele Grüße und hoffentlich viele Erkenntnisse durch mein Buch

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.12.2008