Frage: Vertrauensbruch möglich?

Hallo Hr. Dr., ich habe eine 2-jährige Tochter, bin in der 6. Woche schwanger und mache mir große Sorgen um meine Tochter. Seit ihrer Geburt hat sie die VOLLE Aufmerksamkeit, Frühhchen, kam erst nach 6 Jahren Kinderwunsch durch ICSI, ich bin ständig bei ihr, gehe nicht mal ohne sie zum Dr. Sie ist sprachlich seehr weit entwickelt, spricht ganze Sätze, versteht fast alles was ich ihr sage. Als ich sie fragte, ob sie möchte, das ein Baby zu uns kommt, wir zusammen spielen, schlafen usw., sagte sie nein, kein Baby. 1 Woche später sagte sie es wieder, also denkt sie daran. Ich frage mich, was wenn ich ins Krankenhaus muss, wenn ich nicht bei ihr bin, wenn das Baby da ist, ich mich vermehrt um das Baby kümmere, wird sie das Vertrauen in mich verlieren? Papa wird zwar auch akzeptiert, allerdings ist sie ein Mamakind. Wenn ich sie mal nicht trage, ist sie erst traurig, danach trotzig, lehnt mich dann ab. Ich danke Ihnen sehr!!!!!

von Anisia am 29.10.2012, 09:37



Antwort auf: Vertrauensbruch möglich?

Hallo, einerseits ist es wichtig, dass ein Kind viel Zuwendung und Aufmerksamkeit seiner Hauptbezugsperson(en) bekommt, andererseits unterliegt es wie jedes andere Kind auch normal Entwicklungssprüngen. Dazu gehört auch die Loslösung aus der engen Mutter-Kind-Bindung (Dyade) mit dem Übergang in die Triade, bei der dann der Vater entscheidende Bedeutung bekommt. Von dieser Konstellation hängt die Entwicklung zum ausgewogenen Selbst ab. Dieser Entwicklungsschritt ist zugleich aber notwendig, Platz bei der Mutter für das nächste Kind zu schaffen. Also ist die Beziehung zum Vater sehr wichtig für ein Kind. Es ist verständlich, dass ein komplizierte Empfängnis das Mutterherz in noch einmal besonderer Weise an das Kind bindet, aber die Mutter muss sich davor hüten, ihr Kind nicht "festzuhalten" oder an sich "rückzubinden" (Rückbindung s. gezielter Suchlauf). Der Trotz, den Ihre Tochter jetzt zeigt, beweist Ihnen, dass Ihre Tochter stark um ihr Selbst ringt und gerne selbstständig werden möchte. Und genau das ist Ihre Chance. Dass Kinder nicht gleich sehr erbaut sind von der Vorstellung, Konkurrenz zu bekommen, ist normal. Daher ist es wichtig, dass sich bei der Ankündigung des Geschwisterchens immer positive Bilder und Aspekte wählen, in denen auch ihre Tochter vorkommt und immer zugleich eigene Vorteile erkennen kann. Viele Grüße und alles Gute für die Schwangeschaft

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.11.2012