Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
vielen Dank für Ihre erste Antwort zu meiner Frage vom 15.12.
Ich komme erst jetzt auf die Frage, was dominieren soll, also Gefühl oder Verstand, weil das "Nachtproblem" erst kurz nach ihrem 2. Geburtstag begonnen hat. Vorher ist sie alleine eingeschlafen und hat auch bis morgens in ihrem Bett durchgeschlafen. Jetzt muß sie in den Schlaf (auch Mittags) begleitet werden und kommt regelmäßig nachts zu uns.
Den Abstillzeitpunkt habe ich meinem Kind überlassen, nun ist er fast da, sie trinkt noch alle 2-3 Tage. Habe ich sie richtig verstanden, daß Sie dafür sind, den Kindern Geborgenheit im Elternbett zu geben, auch wenn die Eltern dadurch nicht mehr gut schlafen können?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mitglied inaktiv - 18.12.2002, 14:58
Antwort auf:
Verstand ./. Gefühl 2. Teil
Hallo wer? Sie stellen mir am Schluß eine Frage, die aus einem eingebauten Widerspruch oder Gegensatz besteht. so zu fragen ist suggestiv und in einem guten Diskurs unfair. Da ich den Hintergrund ihre Formulierung erkenne, auch wenn Sie ihn vielleicht gar nicht so gemeint haben, werde ich Ihnen die Frage mit einer Gegenfrage beantworten. Was haben Sie dagegen, daß man als Eltern erst dann wirklich gut schläft, wenn man sich sicher sein kann, daß auch die Kinder wohl und geborgen schlafen? Okay, auch etwas unfair, aber wahr, oder nicht?
Ob Gefühl oder Verstand dominieren sollen bei der Antwort auf die Frage, wie ein gut 2jähriges Kind zu schlafen hat? Sie setzen voraus, daß Gefühl und Verstand sich im Widerspruch befinden. Das ist aber nur solange der Fall, wie der Verstand das ihm zugrunde liegende Gefühl nicht kennt, verdrängt oder von vorn herein abstreitet. Eine bedenkliche Position, wie ich meine!
Ob man es erkennt oder nicht, mit solchen diskursorischen Problemen geben wir uns zu den Fragestellungen im Umgang mit unseren Kindern permanent ab.
Das ist der Grund für die vielen Mißverständnisse. Das Dilemma in der aktuellen Auseinandersetzung zu den gesellschaftliche höchst relevanten Problemen in der Kindererziehung besteht meines Erachtens hauptsächlich darin, daß man verlernt hat, zu philosophieren. Das bedeutet, daß man es auch verlernt hat, einen fruchtbaren Diskurs zu führen. Es geht in solchen Diskussionen doch häufig nur um die Demonstration eigener, unverrückbarer Standpunkte.
Klare Antwort auf Ihre Frage: Ein Kind, das solange Stillbereitschaft bei der Mutter gefunden hat, sucht unmittelbar nach dem Abstillen dieselbe Bereitschaft ihm gegenüber in der Schlaffrage. Ich halte das für legitim und erwartungsgemäß und denke, Sie dürfen Ihr Kind jetzt nicht enttäuschen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 20.12.2002