Frage: Verständnis mit 12 Monaten

Lieber Herr Dr. Posth, meine Tochter ist exakt 1 Jahr alt. In der ersten 4 Monaten war sie (evtl. wegen der traumatischen Geburt und der Unterbringung in der Kinder-Intensiv) ein Schrei-Baby. Seitdem ist es wunderbar und sie entwickelt sich prächtig. Nora ist inzwischen ein richtiger Sonnenschein. Allerdings entwickelt sie jetzt immer mehr ihren eigenen Willen. Im Grunde ist das zu begrüßen, in manchen Situationen bin ich aber auch hilflos. Sie schläft zur Zeit sehr schlecht, entsprechend übermüdet bin ich. Darüber hinaus ist sie eine sehr schlechte Esserin, das kostet auch immer Nerven. Und dann gibt es Tage, an denen sie scheinbar in ihr altes Schreimuster zurückfällt. Dann schreit (und da pfeifen mir die Ohren!) sie, wenn sie müde ist, wenn ich sie zum Wickeln hinlege, wenn ich sie füttere. Ab und zu platzt mir da der Kragen und ich schimpfe sie. Andere Mütter haben mir Ähnliches berichtet. Ich fühle mich danach immer schrecklich, und ich habe außerdem das Gefühl, dass es absolut unsinnig ist, sie mit ihren 12 Monaten zu schimpfen. Kann sie überhaupt schon Zusammenhänge herstellen zwischen ihrer Aktion und meiner Reaktion? Beim Essen habe ich das Gefühl, dass sie das schon kann, da sie mir früher immer der Löffel aus der Hand geschlagen hat. Da hab ich ihr ziemlich aufgebracht erklärt, dass ich das nicht mehr erleben möchte und sie bitte den Kopf schütteln soll. Und siehe da - seitdem schüttelt sie den Kopf und das Essen ist absolut entspannt. Kann das ein Zufall gewesen sein oder ist das schon ein Zeichen Ihrer Einsicht. Vielen Dank für Ihre Antwort, Anke

Mitglied inaktiv - 26.05.2004, 14:21



Antwort auf: Verständnis mit 12 Monaten

Liebe Anke, der erste Schritt auf das Kind zu ist immer das Verständis seiner Reaktion. Wenn sie meinen Langtext gelesen haben, wissen Sie, daß ich der Auffassung bin, daß der am Ende des 1. Lebensjahr aufkommende Wille im Kind ein unmittelbares Resultat der Umwandlung von schlechten Gefühlen in gute ist (emotionale Integration). So gesehen ist der Wille, der zunächst im Widerstand deutlich wird, eine Ergbnis Ihrer Zuwendungsbereitschaft in den schwierigen Phase am Anfang! Der Wille wird sogleich benutzt, um die Loslösung zu initiieren. Daher meint man häufig, er sei gegen einen gerichtet und Ausdruck von Widerspenstigkeit. Das ist aber falsch, und das Kind, das nicht anders kann, um selbständig zu werden, wird also leicht mißverstanden. Auch beim Essen kommen solche Willensimpulse durch ebenso wie beim Wickeln, und es obliegt der Kunst von Mutter und Vater, mit Geschick die scheinbaren Konflikt zu umschiffen. Tipps hierzu habe ich schon reichlich gemacht oder stehen in meinem Langtext. Daß Ihnen manchmal der Kragen platzt und daß Sie schimpfen verstehen wir Erwachsenen gut, das Kind jedoch überhaupt nicht. In seinem Sinn tut es doch nur etwas, daß es tun muß, um selbständig zu werden. Und wie reagieren darauf die Personen, die es liebt? Sie helfen nicht, sie schimpfen es aus. Das Kind erlebt dadurch Mißerfolge, die es mit den damit verbundene schlechten Gefühlen verdrängt, so gut es das schon kann, und wenn Verdrängen nicht mehr geht, weil das Unterbewußtsein -sagen wir einfach- voll ist, gibt es auf und unterwirft sich, damit die Bindung nicht gefährdet wird (von der es weiterhin abhängig ist). So fügt es sich und das sieht aus wie Einsicht, aber Einsicht gibt es noch nicht, nur Aufgabe des Widerstandes. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 29.05.2004



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