Guten Tag, ich hoffe Sie können mir ein paar hilfreiche Tipps bezüglich der Erziehung meines 3,5 Jahre alten Sohnes geben:
Erstmal vorweg:ich habe vor 6 Monaten wieder angefangen zu arbeiten - volle 8 Stunden am Tag. Gleichzeitig - natürlich mit 2 wöchiger Eingewöhnungszeit- kam mein Sohn in den Kindergarten. Bisher hatte er sich dort sehr gut eingelebt. Seine "normalen" Trotzphasen kennen mein Mann und ich ja schon. Bisher konnten wir damit auch ganz gut umgehen. In letzter Zeit ist es dennoch so, dass unser Sohn richtige Wutanfälle bekommt - also er schreit uns richtig laut an, wenn ihm etwas nicht passt und hat meinen mann sogar schon einmal gehauen.
Wie geht man in solchen Situationen richtig mit dem Kind um? Wir sagen ihm klar und deutlich dass wir soetwas nicht dulden und schicken ihn zur strafe in sein Zimmer, bis er sich wieder beruhigt hat.
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die nächste Frage...mein sohn kann sich in letzter zeit kaum alleine beschäftigen? Egal was man ihm anbietet, er spielt kurz damit und will dann am liebsten fernsehen! Wir erlauben ihm allerdings nur 2 sendung am tag...
Gibt es vielleicht irgendein gutes Buch, bezüglich der Erziehung eines trotzigen kindes?
Die Erzieherin sagte uns vor einigen Tagen, das unser Sohn im KiGa keine lust hat zu spielen. Er wartet lieber bis wir ihn abholen, auch Durchsetzungsvermögen hätte er gegenüber anderen Kindern nicht. Zuhause erscheint mir dieses allerdings anders...also bei uns versucht er sich sehrwohl durchzusetzen. Angeblich würde er jedem Konflikt aus dem weg gehen.
Vielen DAnk
Mitglied inaktiv - 17.09.2003, 22:15
Antwort auf:
Verhalten bei Wutanfällen+Kind kann sich kaum alleine beschäftigen
Liebe Christina, solange ein Kind seine Wut und seinen Selbstbehauptungswillen noch zu Hause auslebt, ist das Problem noch nicht so schwierig. Immerhin können Sie diese Ausbrüche dann unter Kontrolle bekommen. Draußen gelingt Ihnen das nicht mehr und was droht, ist das sozial unverträgliche Verhalten.
Was Ihr Sohn im Ki-ga an Störungsauffälligkeit zeigt, ist ein guter Hinweis auf das, was ihn quält. Er sehnt sich nach Hause, nach Beachtung dort und nach Zuwendung seiner Eltern.
Das, was Sie als Trotz noch erkennen, ist im Grunde schon in oppositionelles und provozierendes Verhalten umgeschlagen. Das passiert dann leicht, wenn man mit dem Trotz zu rigide und zu autoritär umgeht (wie es einem ja heute wieder wärmstens empfohlen wird) und dabei die emotionalen Gesamtvoraussetzungen beim Kind nicht ausreichen, dieser elterlichen Macht innerlich standhalten zu können. Ich spreche hier übrigens ganz allgemein, denn wir haben ja zur Zeit das Problem eines Ansteigens von aufmerksamkeitsgestörten, hypermotorischen und aufsässigen Kindern. Das Stichwort hierzu lautet ADH(K)S. Ich würde mich nicht wundern, wenn Sie, diese Verhaltensauffäligkeiten schildernd, auch schnell mit dieser Diagnose konfrontiert würden.
Sie sollten besser aufhören, Ihren Sohn zu bestrafen. Wofür wird er bestraft? Für seine verzweifelte Wut, weil er zu Hause nicht das erleben darf, was er sich sehnlichst wünscht? Ist das aber strafbar? Was soll er denken?
Machen Sie jetzt eine innere Kehrtwendung. Sehen Sie seine Provokationen als einen hilflosen Aufstand gegen vermeindliche Unterdrückung an. Hören Sie auf das, was er sich von Ihnen wünscht. Vielleicht sind es nur zwei, drei Stunden am Tag, die er zufrieden mit seinen Eltern und stolz auf sie verleben darf. Das bestärkt ihn umgekehrt in seinem Selbstbewußtsein und nimmt ihm den Wind aus den Segeln, weiter zu opponieren und zu provozieren. Wenn er das Gefühl dabei hat, etwas wichtiges für ihn erreicht zu haben, dann dürfen auch Sie das Gefühl haben etwas wichtiges für Sie erreicht zu haben. Deswegen hatten Sie doch geschrieben?! Und - vergessen Sie einstweilen die Bücher. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.09.2003