Frage: Vergleichsobjekt

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, immer wenn meine Tochter (2 1/2) etwas macht, was sie nicht soll und sie darauf hingewiesen wird, sagt sie, dass ihr "Bärle" das auch gemacht hat. Also zum Beispiel wenn ich sie ermahne, sie solle sich endlich waschen lassen, sagt sie: "Bärle, läßt sich auch nicht waschen!". Oder wenn Sie mich zum Beispiel kratzt und ich sage, dass es weh tut, liegt sie auf den Boden und sagt sie hätte auch Schmerzen. Was soll das? Noch eine andere Frage: Meine Tochter schläft bei mir im Ehebett ein und ich lege sie dann in ihr Gitterbett, das neben meinem steht. Was halten Sie davon? Immer wieder höre ich, dass das totaler Quatsch ist, wie wir das machen. Mir selber macht das aber nichts aus. Kann es sein, dass ich auch nicht richtig loslassen kann? (Das einzige Problem ist, dass sie sich nur von mir ins Bett bringen läßt). Vielen Dank für Ihre immer sehr hilfreiche und sehr kompetente Antwort!

Mitglied inaktiv - 10.05.2005, 08:21



Antwort auf: Vergleichsobjekt

Hallo, Ihre Tochter kommt jetzt in das rollenspielalter und spielt an und mit ihrem Bären Situationen durch, die sie eigentlich selbst betreffen. Das gestattet es ihr dann auch, eigenes, fehlerhaftes Handeln durch "Abschieben" auf den Anderen, in diesem Fall der Bär, zu entschuldigen. Es ist immer gut, wenn man auf dieses Spiel verständisvoll eingeht. Allerdings sollte man sich von seinem eigenen Entschluß dabei nicht gleich abbringen lassen. Etwas anderes ist es mit dem Schmerzzufügen und so tun, als habe man selber Schmerzen. Das hat etwas mit dem Einstudieren von Empathie und Mitfühlsamkeit zu tun, wichtige soziale Erfahrungen, aus denen sich das Gewissen entwickelt. Also auch hier ist es sinnvoll, wenigstens "den Schein" zu wahren, also so zu tun, als ginge man darauf ein. Ansosnten ist es aber hier wichtig, den prozeß der "Induktion" einzuleiten (Stichwort!). Was das Einschlafen im Elternbett betrifft, wissen Sie sicher, daß ich eine gegenteilige Auffassung zur üblichen Meinung vertrete und bis etwa zum 4. Lebensjahr die Nähe von Eltern und Kind in der Nacht für wichtig und entwicklungsnotwendig erachte. viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.05.2005