Frage: Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen und Trauer

Guten Morgen, Dr. Posth, eine Bekannte von uns hat bei einem Hausbrand vor einigen Jahren ihren Mann und den damals knapp 3-jährigen Sohn verloren. Sie selbst und auch ihr damals 5-jähriger Sohn konnten aus dem Brand gerettet werden. Mutter und Sohn waren danach für 3 Wochen in einer Mutter-Kind-Kur. Bis auf eine Mutter-Kind-Kur wurde keine therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Mich beschäftigen folgende Fragen: Wie verarbeitet der Sohn diese traumatische Erfahrung, den Verlust von Vater und Bruder? Und auch, dass er selbst im Feuer war und von Rettungskräften gerettet wurde. Wo bleibt der Raum für diese schrecklichen Erfahrungen, die Trauer, … . Ist es vielleicht „falsch“ im Sinne von gefährlich, wenn eine solche Erfahrung, ein so großes Leid nicht aufgearbeitet wird, dass in späteren Jahren möglicherweise seelische/körperliche Konsequenzen die Folge sind? Was ist in diesen Notsituationen (und später) sinnvoll/hilfreich? Vielen Dank für Ihre Antwort KleineMaus

von KleineMaus12 am 12.08.2013, 07:04



Antwort auf: Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen und Trauer

Hallo, grundsätzlich beantworte ich ja nur Fragen, die von den Eltern selbst zu ihren Kindern kommen. Trotzdem ein kurzer Kommentar. Zunächst einmal muss man natürlich wissen, was genau passiert und wie es passiert ist. Es kann z.B. sein, dass die Mutter ihren kleinen Sohn trotz der großen Gefahr die ganze Zeit bei sich gehabt hatte und ihn beschützen konnte. Man weiß aus Untersuchungen von Kriegkindern, dass das Wichtigste für sie bei allen grauenvollen Erlebnissen die Nähe zur Bezugsperson gewesen ist. War das gewährleistet, war die Traumatisierung weitaus geringer, als wenn ein gewaltsamer Beziehungsabbruch stattgefunden hatte. Der Schutz durch eine der Hauptbezugspersonen ist in solchen Momenten eminent wichtig. Dazu kommt, dass auch sehr viel von Reaktion dieser Bezugsperson abhängig ist. Erweist die sich als überlegt und der Situation irgendwie gewachsen, fühlt sich das Kind aufgehoben und geschützt. Die Trauer ist für einen 5-jährigen schon eine sehr wichtige Sache. Auch da spielt die verbliebene Bezugsperson die entscheidende Rolle. Denn ein Kind benötigt kompetente Begleitung in der Trauer. Es gibt aber seit einiger Zeit immer mehr Angebote mit kompetenter Trauerbegleitung auch für das Kindesalter. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.08.2013



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