Frage: Unzufriedenheit

Hallo Herr Dr. Posth, Sophia ist nun fast 16 Monate alt und seit einigen Wochen haben wir das Problem dass sie sehr häufig sehr unzufrieden ist, manchmal natürlich die üblichen Gründe, d.h. sie darf irgendetwas nicht ( wir sagen nur nein oder unterbinden irgendwelche Tätigkeiten nur, wenn es wirklich erforderlich ist), oft ist der Grund ihrer Unzufriedenheit und ihrer Wutausbrüche für uns aber nicht erkennbar. Wir halten es so, dass wir sie, wenn sie so einen Ausbruch hat,versuchen abzulenken und auch trösten, allerdings mit sehr mäßigem Erfolg. Ich möchte nun gerne wissen, wie wir am besten mit diesen Situationen umgehen sollen. Ich finde diesen Zustand einfach furchtbar, nicht in dem Sinne , dass es uns ärgert oder nervt, wir sind uns völlig darüber im Klaren, dass sie uns mit diesem Verhalten nicht ärgern oder provozieren möchte( 90% unserer Umgebung sind da allerdings ganz anderer Meinung, wie sollte es auch anders sein) , mir tut die Kleine einfach so leid, sie ist mit diesem Weinen und Wüten doch sicher auch nicht glücklich. Ich versuche, unseren Alltag so harmonisch wie möglich zu gestalten und fühle mich in diesen Momenten z.T. sehr hilflos. Wir haben unsere Tochter noch nie weinen lassen, Methoden dieser Art lehnten wir immer ab, nun befinden wir uns manchmal doch im Zwiespalt, z.B. wenn sie ins Bettchen soll, was bisher immer völlig problemlos war. Sie ist wahnsinnig müde, weint aber dann. Das Einschlafritual hat sich nicht geändert. Bleibe ich im Raum macht sie Theater, das kann sich über Stunden hinziehen. Gehe ich raus, trotz ihres Jammerns ist nach weniger als einer Minute Ruhe. Aber ich habe dann ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, weil doch gerade die Zeit vor dem Einschlafen nicht durch Unzufriedenheit oder Traurigkeit belastet sein sollte und ich diese Methoden, wie ich schon sagte, eigentlich ablehne. Ich hoffe, Sie können mir vielleicht Möglichkeiten aufzeigen, wie diese Situationen, auch zu Sophias Zufriedenheit zu entschärfen sind. Im Voraus vielen Dank und Entschuldigung für den langen Text

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 00:12



Antwort auf: Unzufriedenheit

Hallo, solche Unzufriedenheit resultiert aus der noch (länger) bestehenden Unfähigkeit der Kleinkinder in diesem Alter (ca. eineinhalb Jahre), ihren Willen unter Kontrolle zu bekommen. Das Ringen mit dem Willen, ist für viele Kinder eine echte Schwierigkeit. Da ist Weinen manchmal auch reine Spannungsabfuhr, was in diesem Sinne tolerabel ist. In der Einschlafsituation, in der drei Willenskomponenten zusammentreffen, nämlich erstens der eigene Wille, wach zu bleiben und weiter dabei zu sein, zweitens derjenige der Natur, der sich als Macht offenbart und mit Müdigkeit daherkommt und drittens der elterliche Wunsch und Wille im Gewand der Autorität, der sich auf die Seite der Natur schlägt und schlafen "befiehlt", eskaliert die Verstimmung häufig (s. die Unzahl der Postings). Im Grunde bleiben immer nur dieselben Sachen zu tun. Erstens die Gefühle der Kinder aufnehmen, verstehen und mit eigenen Beruhigungsmitteln umwandeln in besser verträgliche. Ruhe ín die Prozesse bringen, sprich Deescalieren. Abends ein längeres Einschlafritual einrichten und in diesem Alter noch das Kind als Eltern abwechselnd in den Schlaf begleiten. Auf diese Weise bekommt der kindliche Wille eine gewisse familiäre Rahmung, die ihm seinen Umgang erleichtern hilft. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.07.2003