Hallo,
vor einiger Zeit schrieb ich schonmal zu diesem Thema und erzählte ihnen,daß Julian (17Mo)ein sehr starkes "Schreikind" war. Ich war jedoch immer um ihn sehr bemüht (Familienbett, langes Stillen, niemals Schreienlassen, tragen..)Habe aber trotzdem immer mehr das gefühl, daß unsere Bindung unsicher /vermeidend ist. Er lässt sich von mir kaum trösten, und Nähe lässt er nur sehr selten zu.
Anders mittlerweile beim Vater, ich denke, die Bindung zu ihm ist sicherer, er will meist zu ihm, auch wenn er sich sehr weh getan hat, wenn er müde ist etc. Im allgemeinen begrüße ich das wirklich sehr, werde aber auch oftmals traurig, wenn ich deren Innigkeit sehe und frage mich, wie kann ich erreichen, daß mein Sohn auch zu mir solch ein stabiles und sicheres Verhältnis aufbauen kann, daß er Streicheleinheiten, anschmiegen und trösten zulässt. Manchmal hab ich das Gefühl, er hat damals eine Mauer zwischen uns errichtet als ich seine Schreiursache nicht ergründen und abstellen konnte..mfg
Mitglied inaktiv - 14.08.2006, 13:30
Antwort auf:
unsichere Bindung zur Mutter ?
Stichwort: beschleunigte Loslösung
Hallo, ein Großteil des jetztigen Verhaltens Ihres Sohnes geht sicher eher auf das Konto der Loslösung als auf das einer unsicheren Bindung. Und die Loslösung ist ja das jetzt altersgemäße und gesunde Verhalten. Noch nicht ausdiskutiert, wenn überhaupt reflektiert in der Bindungsforschung ist der Verlauf, wenn eine gut funktionierende Loslösung auf eine nicht optimal geglückte Bindung folgt.
In meinem Konzept biete ich dafür die Form der "beschleunigten Loslösung" an. Das soll heißen, daß die sekundäre Bindung zum Loslösungsvorbild die Kraft der primären Bindung überwiegt. Das Kind bezieht unbedingt einen Nutzen daraus. Für den Vater sind die Kinder mit vermeidenden Haltungen meist leichter zu "übernehmen" als die vom ambivalenten Typ. Dieser ist in dieser Hinsicht immer problematischer.
Die gute sekundäre Bindung wirkt auf die primäre Bindung festigend zurück. Eine Mutter, die alles versucht hat, ihr schreindes Baby zu beruhigen, braucht sich niemals einen Vorwurf zu machen! Das schwierige Temperament des Kindes, die eigenen Grenzen oder oft auch die falsche Beratung lassen es manchmal nicht zu, daß eine absolut sichere Bindung zustande kommt. Dennoch entwickelt sich das Kind auf dem Weg zu seiner Selbstentstehung gut weiter und die Mutter erhält ihren Platz rückwirkend vor allem dann zurück, wenn sie sich jetzt einfühlsam zur Verfügung hält und das Kind nicht mit Macht an sich zurückbinden möchte. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.08.2006