Frage: ungeduldige Lernerin

Hallo Herr Dr. Posth, Der gestrige „Birneneklat“ ist ein gutes Bsp. für das Verhalten unserer 3-jährigen Tochter: Sie hat sich auf einem Obstteller ein Stück Birne ausgesucht, verkündet, das haben zu wollen, danach gegriffen u. dabei ein anderes Stück vom Teller geworfen. Sie hat sofort ihre Birne auch fallen lassen + angefangen zu weinen. Sie geht so mit Missgeschicken um oder tut so, als wäre nichts gewesen (läuft auch weg vom Tatort) oder als wäre es Absicht gewesen. Wie kann ich ihr helfen, es nicht so tragisch zu nehmen + es geduldig noch mal zu probieren? Sie ist auch mit dem Lernen von Fertigkeiten wie Dreiradfahren u.ä. Gleichaltrigen weit hinterher, weil sie nie üben will („sieht so aus, als könnte ich es nicht, also lasse ich es.“) Sie wirft sich auch immer noch oft auf den Boden oder stampft. Hinkt sie also in ihrer Willensbildung hinterher? Danke Stefan

Mitglied inaktiv - 05.02.2007, 10:12



Antwort auf: ungeduldige Lernerin

Hallo, vielleicht ist es nicht so sehr die Willensbildung, die bei Ihrer Tochter im Argen liegt, als vielmehr das Selbstbewußtsein ganz allgemein. Dabei spielt der Grad der Loslösung ein große Rolle. Ihr Tochter zeigt noch viele typische Trotzerscheinungen und beweist damit einen hohen Selbstbehauptungsdrang. Dadurch wird klar, daß sie sich in ihrem Selbst noch wenig gefestigt fühlt und dadurch Probleme damit hat, negative Attributionen in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Anders ausgedrückt, jedes Mißgeschick, jeder Mißerfolg kann innerlich durch positive Attibute bislang nur schlecht ausgeglichen werden. Ihre elterliche Aufgabe wäre es, die Loslösungsbestrebungen zu fördern, das Selbstbewußtsein ihrer Tochter darüber hinaus zu stärken und negative Attribute zu relativieren mit solchen Worten wie: "das war noch nicht so gut, aber das nächste Mal schafftst du es besser, das weiß ich genau". Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.02.2007