Lieber Dr. Posth,
unsere Tochter (3 1/2) ist seit August im KiGa. Sie geht sehr gerne hin. In ihrer Gruppe gibt es zwei sehr wilde Jungs, die regelmäßig alle anderen Kinder körperlich attakieren. Unsere T. weiss mit derartigen Angriffen nicht umzugehen, bleibt dann liegen und weint, bis die Erzieherin nach ihr sieht. Ich habe diese Vorfälle nun schon desöfteren angesprochen und es besteht auch ein Bemühen, allerdings in der Form, dass meineT. sich jetzt in der Gruppe "geoutet" hat, dass sie Angst hat und die anderen Kinder und die Erzieher ihr Schutz versprochen haben. Ich finde das Vorgehen fraglich, weil ich denke, dass Kinder in diesem Alter doch nicht vor den anderen als schwach gelten wollen, oder?
Auch werde ich angegriffen, dass ich mein Kind überbehüte, weil ich verlange, dass die Erzieher sie in dieser Situation nicht ungeschützt und alleine lassen sollen. Alle anderen Eltern nehmen die Sit. als gegeben hin.
Danke für ihre Einschätzung,
Martina.
von
Ottifant77
am 14.11.2011, 09:39
Antwort auf:
Umgang mit aggressiven Kindern im KiGa wie soll ich mich verhalten?
Liebe Martina, es gehört zu den Aufgaben einer Erzieherin, die emotionalen Voraussetzungen und Zustände der Kinder in ihrem Ki-ga zu kennen und zu beachten. Kindergartenpädagogik ist Gruppenbetreuung, und es steht ganz oben an, die gruppendynamischen Prozesse unter Kontrolle zu haben. Das heißt, dass eine Jungentruppe von 2 oder 3, die die ganze Gruppe aufmischen oder einzelne jüngere und schwächere Kinder drangsalieren oder unterdrücken, zur Rede gestellt wird. Dabei sollen die Einflüsse herausgefunden werden, die zu diesem Verhalten führen, notfalls unter Einbeziehung der Eltern, und gleichzeitg Strategien entwickelt, wie man der Sache Herr wird. Es ist also gar nicht entscheidend, ob Ihre Tochter zu sanft ist und sich schlecht wehren kann. Aggressive Unterdrückung darf in einem Ki-ga nicht vorkommen. Selbstverständlich haben die Erzieherinnen darüber hinaus dafür Sorge zu tragen, dass eine schwächeres Kind nicht zu Schaden kommt, seelisch wie körperlich. Darauf können Sie sich berufen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 16.11.2011