Hallo,
meine Nerven liegen blank! Ich weiß nicht mehr weiter, obwohl Sie das "Problem" vielleicht garnicht so schlimm finden, aber mich ärgert es...
Meine Kleine (bald 3) hat bei einem anderen Kind gesehen, wie es die Zunge rausgestreckt hat und bäääh gemacht hat. Die Mutter hat es etwas angemeckert und gedroht "wieder ins eigene Zimmer zu stecken"...
Nach einigen Wochen fing unser Kind an mit Zunge strecken und bäääh.
Nun haben wir alles probiert: ignorieren, erklären, verbieten, schimpfen, ... alles hilft nicht. Wie soll ich mich verhalten in solchen Situationen (sie macht es auch, wenn sie müde ist, oder in einer Situation überfordert, oder um sich sehen zu lassen grrrr) ? Können Sie mir Tipps geben? Mein Latein ist jedenfalls am Ende. Außerdem interessiert mich, ob ein Kind in dem Alter mit gewissen Verhaltensvorgaben (Du sollt nicht bääh machen, sonst... oder: wenn... dann) überfordert ist. Da unsere Kleine sprachlich sehr gut entwickelt ist und für Ihr Alter groß ist, wird sie oft von Fremden überfordert bzw. überschätzt und wir fragen uns jetzt, ob wir dies auch tun, wenn wir von ihr Sachen erwarten, die wir ihr am selben Tag gesagt haben (andere Sachen merkt sie sich, obwohl sie fast 1 Jahr her sind).
Ich erwische mich jetzt öfters, daß ich mit ihr schreie, was mir nachher immer sehr leid tut - sie sagt dann: ich will lieb sein...! Wie kann man Situationen, in denen das Kind nicht hört, entspannen? Viele Fragen...!
Danke für Ihre Arbeit hier im Forum!
Mitglied inaktiv - 23.05.2003, 21:34
Antwort auf:
Überfordert?
Hallo, an die Tatsache, daß sich Kleinkinder "ungehörige" Verhaltensweisen gerne bei anderen Kinder abgucken, oder, was erst richtig im Kindergarten losgeht, sich Schimpfworte angewöhnen, müssen Sie sich gewöhnen. Offenbar gehört es zum grundsätzlichen Verhaltensrepertoire des Menschen dazu, diese Gesten, diese Mimik und diese Worte zu Drohzwecken oder auch nur zur Wichtigtuerei einzusetzen. Manche Kinder üben das richtig und treiben dann ihre Eltern damit zur Weißglut.
Immer wenn ein Kind aggressive Tendenzen ausleben muß oder sich sogar gezwungen sieht, provokativ aufzutreten, wird dieses Gestik- und Verbalrepertoire mit Vorliebe eingesetzt.
Will man daran etwas ändern, muß man sich zuerst einmal fragen, warum diese Aggression und warum die Provokation. Ist man damit durch, wird man sich schon verbal mit seinem Kind auseinandersetzen müssen und ihm sozialverträgliches Handeln anempfehlen. Das klappt natürlich nicht so schnell, wie das meiste im Kindesalter, aber mit der Zeit fruchtet es. Dazu kommt das elterliche Vorbild, auf das ich hier im Forum schon mehrfach (versteckt, um keinem zu Nahe zu treten) hingewiesen habe.
Also sozialverträgliches Verhalten wird wie dessen Gegenteil auch größtenteils abgeguckt, z.b. bei anderen, oft etwas älteren Kindern, oder bei Eltern und Anverwandten. Das muß man beachten. Schimpfen nützt eigentlich wenig. Es fordert oftmals die Kinder nur zu weiteren Provokationen heraus. Geduldig reden, auch belehrend nutzt viel mehr. Und dabei auch immer mal auf die "besseren" Fähigkeiten des Kindes selbst hinweisen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.05.2003