Hallo Herr Dr. Posth
ich habe eine im Grunde wirklich liebe Tochter, die natrülich ab und an herumzickt. Aber gegen die Adjektive "trotzig und bockig" wehre ich mich seit meiner eigenen Kindheit. Sind das nur vereinfachende Erklärungsmodelle von genervten Erwachsenen oder sind das gar für die kindliche Entwicklung notwendige Verhaltensweisen?
Ich bin eine verfechterin des "guten Kindes", das nur in seiner Weise handelt. Ich kann recht gut nachvollziehen, wie es mir als Kind erging, wenn man mich mich derlei Wörtern "beschimpfte". Ich hatte meine Gründe, die ich auch als Erwachsene noch so verstehe.
Danke für Ihre Antwort.
Gruss Anita
Mitglied inaktiv - 02.12.2003, 20:09
Antwort auf:
trotzig und bockig, gibt es das wirklich?
Liebe Anita, nun schreiben Sie selbst, daß Ihre Tochter ab und an "zickt". Was ist an der Zicke anders als am Bock, außer dem Geschlecht?
Aber weg vom Volksmund. Da sind Ihre Bedenken sicher berechtigt. Das Wort Trotz ist nützlich und müßte eigentlich wertneutral gebraucht werden. Als Beschimpfung des Kindes ist es völlig falsch gewählt wie die Beschimpfung insgesamt.
Ohne einen gewissen Trotz gelangt kein Kind zu seinem lebensnotwendigen Selbstbewußtsein. Nun könnten sie einwenden, es gebe doch Völker auf der Welt, da trotzten die Kinder nicht. Gewisse Indianerstämme, Stämme in Papua-Neuginea, etc. Ich weiß nie, ob das stimmt oder ob das nicht eine Chimäre einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers ist. Schließlich hat derartige, etwas belemmernde Ergebnisse in der Aussage über Südseestämme schon gegeben. Aber wenn es so wäre, dann gibt es bei diesen Völkern andere Mechanismen, die das ersetzen, oder das Selbstbewußtsein stellt sich bei diesen Menschen etwas anders dar als bei uns. Z.B. wirken im Buddhismus erzogene, tibetische Kinder ganz anders als unsere. Es muß wohl dort eine andere Form der Sozialisation geben. Ich kann das aber nicht beurteilen. Und ich bezweifele, daß solche ethnisch begründeten Verhaltensweisen, bei denen häufig natürliches Verhalten um der Religion oder Weltanschaung willen unterdrückt wird maßgebend für unsere Gesellschaft sein kann. Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiter helfen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.12.2003
Antwort auf:
trotzig und bockig, gibt es das wirklich?
Hallo!
Also, ich kann mich durchaus als damals trotziges und bockiges Kind bezeichnen. Das ist einfach Temperamentssache - und ich war ein ziemlicher Sturschädel, der rumgetrotzt hatte, wenn ich nicht genau das bekam, was ich gerade wollte! Halt das übliche Grenzen austesten. Ich war sicher auch ausgeglichen und ein "gutes Kind" (??), aber hatte durchaus auch meine "Anfälle". Laut meines Mannes habe ich die zwischendurch immer noch :-))
LG Antje
Mitglied inaktiv - 03.12.2003, 09:24
Antwort auf:
trotzig und bockig, gibt es das wirklich?
Lies mal Teil 3 des Textes oben rechts, da steht alles über Trotz drinnen.
LG, Doris
Mitglied inaktiv - 03.12.2003, 13:21