SG Hr. Dr. Posth,
am WE hatten wir Besuch, Sohn 17 M. kennt sie kaum. Wollten sofort Kontakt aufnehmen,anfassen etc. Das mag unser Sohn gar nicht,wollte zu Papa auf Arm,fing an zu schreien. Diese Sit. haben wir oft, wenn er etwas will, auch ohne Besuch, wird sein Wunsch nicht erf. schreit er bis zum erbrechen, wird panisch, zittert. Bek. meinten er hätte uns gut im Griff, wir sollen ihn paarmal schreien und erbr. lassen dann lernt er das schon. Ihre Enkelin 16 M. hätte das gelernt, schreit nie, akzeptiert Nein etc. Wir müssten jetzt Grenzen setzen sonst macht er das immer weiter mit allem was er will. Bin hin- und hergerissen da uns sein „Willen aufzwingen“ schon nervt wir aber nichts falsch machen wollen. Wie sollen wir uns verhalten? Auch SchwieMu verdreht die Augen da er meist bekommt was er will und mir nur auf Arm hängt und sonst sof.schreit.
Danke und VG, Tiffy
PS. können Sie einen Kollegen im Raum M - STA empfehlen der Ihre Bindungstheorie kennt?
Mitglied inaktiv - 24.08.2009, 07:31
Antwort auf:
Trotzanfälle oder emotionales Bedürfnis? Schreien lassen?
Liebe Tiffy, das ist natürlich vollkommen falsch, was die Bekannten über Ihr Erziehungsverhalten sagen. Dazu kommt dann bei der Frau die persönliche Kränkung, die sie wohl empfunden, als Ihr Sohn nicht auf ihren Arm wollte und geweint hat.Das geht allerdings den meisten Menschen so, vor allem, wenn sie gar kein Verständnis von der frühkindlichen Entwicklung haben. Der Wille dient dem KInd, sein Selbst, d.h. die Vorstellung von seiner Person und Persönlichkeit gegen die Interessen der anderen Menschen durchzusetzen. Ein lebenswichtiges Prinzip, das man auf keine Fall kaputt machen darf!
Daher ist auch falsch, zu meinen, ein Kleinkind zwinge den Eltern seinen Willen auf. In Wahrheit ist es ja umgekehrt, Eltern zwingen den Kindern ihren Willen auf, was sie allerdings als Recht und Notwendigkeit bezeichnen.
Im Alter von 1 1/2 befindet sich das Selbst einen Kleinkindes in einer besonders sensiblen Phase. Daher lehnt es da fremden Zugriff! besonders ab und flüchtet sich zu den Eltern, am meisten zur Mutter.
Wenn man als Eltern das Kind übermächtigt und ihm seinen Willen bricht, hat man im weiteren Verlauf ängstlich-überangepasste Kinder, die ein ganz schlechtes Selbstwertgefühl aufbauen. Wenn sie aggressiv veranlagt sind, wehren sie sich auf Dauer aber massiv mit ständigen Sich-widersetzen und andauerndem Trotzen. Die anderen bleiben schüchtern und scheuen den sozialen Umgang, bis hin zur Depressivität.
Bleiben Sie also bei Ihrer eingeschlagenen Richtung und lesen Sie am besten noch einmal meine Langtexte, link oben links oder im gezielten Suchlauf unter "Wille" usw.
Im Raum München ist mir spontan nur Prof. K.H. Brisch bekannt, der am v. Hauner´schen Kinderspital in München arbeitet. Aber in seinem Sekretariat können Sie sicher nachfragen, wer von den niedergelassenen KiA/KiÄ in diese Richtung arbeitet. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.08.2009