Sehr geehrter Dr. Posth,
unser Sohn (3 J.) trotzt i. A. nicht besonders stark. Meistens ist er ausgeglichen und Argumenten und Erklärungen zugänglich. Wir erziehen ihn nach Ihren Grundsätzen. Von Zeit zu Zeit jedoch wird er ziemlich bockig und wir gehen vor, wie in Ihrem Buch beschrieben. Nützen Ablenkung und Schimpfen nichts, soll er für kurze Zeit in sein Zimmer. Nun bleibt er dort aber nicht, sondern kommt sofort wieder heraus, um verstärkt zu trotzen, dann auch mit Um-sich-Hauen (auch uns Eltern), Herumwerfen von Gegenständen und Drohen ("Ich will das kaputt machen"). Wie gehen wir in dieser Sitation am besten vor? Derzeit bringen wir ihn mehrmals zurück ins Zimmer, mit den Worten, er solle sich beruhigen und/oder versuchen, argumentativ auf ihn einzuwirken. Wenn ich mich von ihm trenne, d.h. in ein Zimmer gehe, kommt er auch sofort hinterher und wütet. Zur Versöhnung ist er dann noch nicht bereit, auch, wenn wir ihm diese anbieten.
Herzlichen Dank für Ihren Rat
Sandra
Mitglied inaktiv - 07.04.2008, 12:33
Antwort auf:
trotz - soziale trennung
Stichwort: erste Erziehungsschritte
Liebe Sandra, das soziale Trennen oder die Auszeit ist für ein Kind schon eine starke Herausforderung. Schließlich fühlt es sich für den Moment doch von seine Bezugspersonen stark abgelehnt. Und Ablehnung als Person können Kinder nur sehr schwer ertragen. Insofern muss man sich immer wieder fragen, ob dieses Erziehungsmittel wirklich angemessen ist und ob es berechtigt ist, dann auch konsequent zu sein.
Das Kind muss also immer die Chance bekommen, durch Beruhigung und "Anpassung" an die gegebene Situation die soziale Anerkennung sofort wieder zurück zu erlangen. Die Fähigkeit hierzu kann das Kind dann positiv verbuchen und auf frühester Ebene aus Scham Stolz machen.
Konkret heißt, das das Hinausschicken eigentlich nicht so sehr als Bestrafung gedacht ist, sondern mehr als Chance zur Verbesserung des sozailen Situation. Diesen Vorgang muss man den Kinder verbal und geduldig klar machen, die auf die Auszeit gar nicht reagieren können. Also die eigene Konsequenz liegt dann in dem beharrlichen Auf-das-Kind-einreden, dass das Fortschicken nicht als Ablehnung gedacht ist, sondern als Chance zu einem wieder besseren Verhältnis. Vielleicht besprechen Sie dieses Vorgehen einige Male mit Ihrem Sohn, wenn es entspannt zugeht. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.04.2008