Frage: Trösten

Lieber Herr Dr. Posth, heute habe ich meiner Tochter (2 J u. 4M.) ein Weihnachtslied vorgespielt. Dabei hatte ich sie auf dem Arm. Plötzlich guckte sie mich an und sagte mit tränenden Augen und leicht zitternder Stimme:"Warum ist Marie denn jetzt so traurig?" Mich hat das sehr berührt und ich habe ihr erklärt, dass man bei manchen Liedern auch mal traurig werden kann. Ich habe ihr auch gesagt, dass sie ruhig weinen kann, weil ich das Gefühl hatte, sie reißt sich zusammen (denn das macht sie öfter in letzter Zeit, außer sie hat sich richtig weh getan). Sie war dann gleich wieder fröhlich. Ist das "normal"? Mich hat das so überrascht, obwohl ich selbst bei vielen Liedern weinen kann ;-). Ist das nicht ein bisschen früh? Wir haben Marie nie weinen lassen, FB, sie hat eine sehr gute Bindung zu mir, LL geht gut voran. Viele Grüße und herzlichen Dank für Ihre Antwort, Sissi

Mitglied inaktiv - 08.12.2008, 22:29



Antwort auf: Trösten

Stichwort: Traurigkeit Hallo, mit etwa 2 Jahren, die meisten noch etwas später, beginnen die Kinder das Gefühl der Traurigkeit von anderen Gefühlen zu unterscheiden. Das ist für sie eine neue Erfahrung, dass es neben Angst, Wut, Ärger und Drang und Wille noch ein weiteres ganz zentrales Gefühl im menschlichen Leben gibt. Die nächsten Gefühlsqualitäten sind dan übrigens Scham und Stolz. Das Weinen beim Schmerz ist übrigens kein Traurigsein. Einige Kinder können Traurigkeit in der Musik herauslesen und fangen an zu weinen, auch wenn kein Text dazu gesungen wird. Allein die Tonart Moll, der getragene Ton, die abfallende Melodieführung sowie die geringe Lautstärke genügen ihnen zur Identifikation. Bei Ihrer Tochter war es aber wohl mehr der Text. Der Moment der Traurigkeit hält meist nur kurz an und wechselt dann schnell wieder in die übliche Fröhlichkeit. Echte und anhaltende Trauer kommt erst noch etwas später. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.12.2008