Frage: Trockern werden

Lieber Dr. Posth, meine Tochter ist 2 1/2 und war schon einige Tage lang sehr zuverlässig trocken und sauber, auch nachts. Sie sagte, wenn sie musste und ich ging mit ihr zum Klo, habe sie gelobt. Es war alles richtig toll. Seit einigen Tagen klappt es kaum noch. Sie fasst sich an die Scheide und zappelt herum, was ein Zeichen ist, dass sie mal muss. Ich frage sie, ob wir gemeinsam mal zum Klo gehen wollen oder ich mache es ihr einfach vor. Aber sie will nicht, sagt, dass sie nicht Pipi muss. 2 Minuten später ist die Hose nass. Warum macht sie das plötzlich? Manchmal geht es aber auch, dann sagt sie, dass sie Pipi muss und es klappt super und ich lobe sie und wir freuen uns zusammen. Dann ist sie sehr stolz. Bisher habe ich immer versucht locker zu bleiben, wenn sie in die Hose gemacht hat, obwohl ich sie kurz zuvor gefragt habe. Ich habe es ihr immer versucht zu erklären, dass wir alle das Pipi in die Toilette machen. Aber heute habe ich dann mal richtig mit ihr geschimpft und ihr gesagt, dass ich sauer bin. Warum macht sie das denn nur? Ich frage sie doch exrta, wenn ich sehe, dass sie muss! Und sie merkt das auch selber, sie hält sich ja schon die Scheide "zu". Warum sagt sie nein, und sie macht dann doch auch in die Hose! Ich verstehe es nicht!

Mitglied inaktiv - 29.07.2003, 13:57



Antwort auf: Trockern werden

Liebe Kerstin, um seine Ausscheidungen zu beherrschen gehören zwei Dinge zusammen, erstens die neurophysiologische Reife, die rein körperlich ist und die Funktionen Bemerken, Einhalten und Loslassen beinhaltet. Zweitens gehört aber dazu auch die willentliche Steuerung. die macht der Reife am Anfang häufig noch einen Strich durch die Rechnung. Denn das Kind muß akzeptieren lernen, daß der eigene Wille hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Damit findet es sich aber nicht so schnell ab. Wenn jetzt auch noch die Eltern kommen und sich autoritär auf die Seite -sagen wir- der Natur schlagen, dann gibts Rebellion, sprich Trotz. Alles wird nur noch schlimmer, wie Sabine richtig schreibt. Viel besser ist es, sein Kind hier nachsichtig und verständnisvoll zu führen, was soviel heißt wie nicht schimpfen, sondern den Willenskonflikt spielerisch thematisieren und das Kind darin bestärken, daß es erst wirklich stark ist, wenn es dem Drang nachgibt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.07.2003



Antwort auf: Trockern werden

Hallo Kerstin! Bei unserer Tochter hatten wir das auch kurz nachdem sie sauber geworden war. Ich konnte mir diesen Rückfall auch nicht erklären. Aber je mehr wir auf sie eingeredet haben oder auch sauer wurden, desto schlimmer wurde es. Am besten ist, man hilft jedesmal ohne großen Kommentar freundlich beim Umziehen und hält sich völlig zurück. Kein genervtes Augen verdrehen und kein "kann ja mal passieren" - einfach "dann ziehen wir dir mal was anderes an" und fertig. Ich mußte mich sehr zusammen nehmen, wenn ich sah, dass sie wieder mal offenkundig muss, aber nicht aufs Klo geht. Aber ich verkniff mir die Erinnerung - und siehe da, zwei Minuten später ging sie von allein. Hätte ich sie gefragt, hätte sie garantiert "nein" gesagt. Viel Glück!

Mitglied inaktiv - 29.07.2003, 14:54