Frage: Trennungstrauma?

Lieber Dr. Posth, ein Fall, der mich in der Schule als Sozialarbeiterin beschäftigt: ein 11jähriger Junge, frühe Trennung von der Mutter (OP, auch Bonding erschwert) zeigt m.E. Anzeichen eines Trennungstraumas. Klassenfahrt in diesem Jahr m.E. Wdh. des Trennungstraumas: er möchte wg. Heimweh abgeholt werden, die betreuende Psychologin rät ab, da er nur „Macht über die Eltern“ möchte. Seither zerstört er Dinge im Haus, verweigert sich total (Schulbesuch, Arztbesuch). Eltern sind hilflos, Festhaltetherapie (mit SPFH-Kraft) und bald teilstationäre Aufnahme KJP. Ich denke, das Trennungstrauma muss aufgelöst werden. Wie sehen Sie den Fall? Wie kann man das Trauma auflösen? Danke und liebe Grüße, Karin

Mitglied inaktiv - 24.11.2008, 10:21



Antwort auf: Trennungstrauma?

Liebe Karin, eigentlich keine Frage mehr für mein Forum, da der Junge schon weit im Schulalter ist. Aber trotzdem interessant, um zu erkennen, was Trennungsangst im weiteren Leben für Auswirkungen haben kann. Denn auch ich halte das Verhalten des Jungen für vesteckte Trennungsangst. Heimweh ist ein sicheres Signal dafür. Der notorische Reflex vordergründiger Psychologie, ein solches Kind wolle Macht über sein Eltern ausüben, führt weit weg von den richtigen Therapieschritten. Das Verhalten des Jungen ist somit folgerichtig. Festhaltetherapie ist nicht nur sehr umstritten, sondern meiner Auffassung nach auch der vollkommen falsche Ansatz. Wenn der Junge noch eine Chance hat, verhaltenstherapeutisch mit tiefenpsychologischer Sicht erfolgreich behandelt zu werden, dann jetzt. Ist er einmal richtig in der Pubertät, ist der Zug, wie man so sagt, abgefahren.Versuchen Sie die Eltern in diese Richtung zu beraten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.11.2008