Frage: Transuse

Lieber Dr. Posth, mein Sohn ist nun 3 1/2 Jahre alt, und mir macht zusehends zuschaffen, daß er sich scheinbar zu einer kleinen "Transuse" entwickelt. Er scheint immerzu träumen, wenn ich ihn anspreche, ihm normale Fragen stelle etc kommen nicht spontan Antworten, immer muß mehrmals nachgefragt werden, bis eine Reaktion kommt. Manchmal weiß ich nicht, ob er uns nicht hört oder nicht hören will, oder ob er so ins spielen versunken ist, daß er es nicht mitbekommt. Egal in welcher Situation wir uns befinden, es ist nie eine spontane Reaktion vorhanden. Probleme mit den Ohren schließe ich aus, da geflüsterte "Fangfragen" wie z. B. "Möchtest du ein Eis" in der Regel sofort Gehör finden. Mittlerweile bin ich regelrecht verzweifelt, weil ein entspanntes Beisammensein überhaupt nicht möglich scheint, jetzt wo er die Sprache so gut beherrscht (er interessiert sich auch sehr für die Sprache, kann schon alle Buchstaben) und es theoretisch möglich wäre schön mit ihm zu plaudern, spielen und eben auch einfachen Alltag mit ihm zu erleben, der ja eben auch aus Fragen und erzählen besteht. Mir kommt es bisweilen auch vor als würde dieses "Nicht-Hören" für ihn zu einem Machtinstrument werden, weil oft habe ich den eindruck, als würde er absichtlich nicht antworten. Beispiel beim Abendbrot: "Möchtest Du ein Wurstbrot oder ein Käsebrot?" - keine Antwort. "Gut, dann schmiere ich nur eins für mich." "Ich will auch eins." Die Antwort folgt also erst, wenn er merkt, daß auf keine Antwort die Konsequenz folgt. Dadurch, daß nie eine spontane Reaktion/Antwort folgt weiß ich auch nie, ob er verstande hat, was ich gesagt/gemeint habe,wenn es z. B. darum geh ihm zu erklären warum er etwas nicht darf o.ä. Es ist einfach so furchtbar anstrengend mit ihm geworden, daß ich manchmal nur noch heulen könnte. Im Kindergarten läuft es übrigens ähnlich ab, ebenso wenn er bei seinem Kondergarten-Kumpel oder der Oma zu Besuch ist. Können sie mir einen Rat geben wie wir das Miteinander einfacher gestalten können? Oder muß ich einfach akzeptieren, daß mein sohn so ist wie er ist? Ich hoffe auf eine aufschlußreiche Antwort. Viele Grüße Mela

Mitglied inaktiv - 25.06.2003, 11:31



Antwort auf: Transuse

Liebe Mela, verschiedene Dinge sind möglich. Ein Hörtest sollte trotz allem an erster Stelle stehen. Wahrscheinlich haben sie aber recht, daß Ihr Sohn nämlich das Überhören als "Machtinstrument" einsetzt. Wenn das so ist, dann müssen Sie sich aber weiter überlegen, warum er dieses Machtinstrument gebraucht. Könnte es vielleicht sein, daß Sie ein wenig zuviel auf ihn reagieren und dinge von ihm erwarten, die er noch nicht leisten kann. Z.B. "oder"-Fragen sind für 3.5jährige in der Regel noch gar nicht zu beantowrten, denn sie kennen das Alternativ-Prinzip noch nicht richtig. Wenn sie dann so reagieren wie beschrieben, verliert Ihr Sohn die Lust an der Kommunikation. Er spürt Abstrafung, weiß aber nicht, was er falsch gemacht hat. Er schreit zwar nicht gleich los, wie manche seines Alters, aber er zieht sich zurück. Überdenken Sie bitte einmal diesen Standpunkt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.06.2003



Antwort auf: Transuse

Ich würde trotzdem mal beim Ohrenarzt einen qualifizierten Hörtest machen lassen - spreche aus eigenen Erfahrung mit einem kleinen "Träumer".

Mitglied inaktiv - 25.06.2003, 13:37