Frage: Telefonieren

Hallo Herr Dr. Posth, meine 2-jährige Tochter und ich sind ein gut eingespieltes Team. Ich beschäftige mich viel mit ihr. Hin und wieder muß und will ich aber auch mal telefonieren und dies akzeptiert sie nicht wiirklich, was mich sehr aufregt, da ich ja viel Zeit mit ihr verbringe. Sobald ich das Telefon in die Hand nehme, stellt sie sich neben mich und schreit und geht hinter mir her. So dass ich das Telefonat abbrechen muß. Ich telefoniere wirklich wenig, aber ich fühle mich dadurch sehr beschränkt. Was kann ich hier tun? Ich danke Ihnen recht herzlich.

Mitglied inaktiv - 12.12.2005, 20:56



Antwort auf: Telefonieren

Hallo, die -sagen wir- Telefoniereifersucht von Kleinkindern ist geradzu sprichwörtlich. Es mutet einen schon merkwürdig an, wie sich Kinder gebärden, wenn die Mütter den Telefonhörer ans Ohr nehmen. Man muß sich aber einmal folgendes klar machen: Das Kind hat überhaupt keine Vorstellung davon, was ein Telefon ist, und was es ermöglicht. Daß man mittels dieses Apparats mit einem anderen Menschen sprechen kann, der überhaupt nicht vorhanden ist, ist schlichtweg unvorstellbar. D.h. das Kind muß zunächst denken, die Mutter spricht mit dem Apparat, schlicht: sie spricht mit einem Gegenstand. Dadurch ergibt sich aber automatisch eine ganz andere Sachlage für das Kind. Nicht ein anderer Mensch zieht die Aufmerksamkeit der Mutter von ihm weg, sondern ein schlichter Gegenstand. Schon ein anderer Mensch wird argwöhnisch betrachtet und oftmals rebelliert das Kleinkind recht bald, weil es sich zur Rivalität genötigt sieht. Aber die Rivalität mit einem Gerät einzugehen ist selbst für ein Kleinkind zuviel. Da flippen manche Kinder regelrecht aus. Was man tun kann ist folgendes. Zunächst läßt man das Kind eine wenig mit dem Teilnehmer telefonieren und dann hält man sein Kind auf dem Arm, während man selber (möglichst nicht zu lange) weiter telefoniert. Die Kinder sind sehr erstaunt, wenn sie Omas oder Opas Stimme aus der Muschel hören. Viele haben zunächst Angst zu antworten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.12.2005