Hallo Dr. Posth,
1000 Dank für Ihre Anerkennung letzte Woche, dass mein Mann u. ich die komplette Betreuung der Tochter trotz Vollzeit Schichtarbeit selbst übernehmen. Das hat mir sehr gut getan auch mal Lob dafür zu hören.
Mit Ihren Tipps über Trotz kann ich schon viel anfangen, aber oft ist das Problem, wenn die Kleine einfach nicht hören will und sich über Verbote hinweg setzt. Da „platzt“ mir oft der Kragen u. ich werde wütend u. schreie sie an. Teilw. gelingt es mir, den Raum zu verlassen, um Luft zu holen, doch oft eben auch nicht u. ich brülle dann eben rum. Manchmal muss man doch leider was verbieten u. es helfen dann viele Erklärungen leider nichts u. wenn ihr dann was nicht rausgeht, dann wirft sie zB ihren vollen Teller vom Tisch.
In solchen Situationen bin ich dann überfordert, hilflos u. weiß manchmal einfach nicht weiter.
Meine Tochter muss mich doch für eine Irre halten, wenn ich herumschreie, wie eine Blöde!
Wie kann ich dieses Problem in Griff bekommen? Danke!
von
-kili-81
am 20.08.2012, 07:22
Antwort auf:
Teil 2 zu http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/Meine-Nerven_48792.htm
Hallo, unglücklicherweise hält Ihre Tochter Sie in solchen Momenten gar nicht für irre, sondern hält das für ein ganz normales Verhalten, das sie dann auf ihre Weise in anderen Zusammenhängen nachahmt. Das ist das, was als das stilles Vorbild anzusehen ist, und was schließlich dafür sorgt, dass die Kinder ihren Eltern im Verhalten immer mehr gleichen. Das wird dann auf Elternseite höchst ungern gesehen, weil den Eltern ja bewusst ist, wie schlecht ihr Verhalten ist. Aber es wird vor allem auch deswegen ungern gesehen, weil die Eltern ihren Kinder sin solches Verhalten nicht zubilligen. So sind neue Konflikte vorgrammiert, und man hat sie selbst heraufbeschworen. Ich will Ihnen damit keine Schuld einreden, sondern Ihnen nur vor Augen führen, wie wichtig es ist, dass Sie in Zukunft anders auf Ihre Tochter reagieren. Und das wollen Sie ja.
Für die Trotzerscheinungen reichen vier Verhaltensmöglichkeiten der Eltern. Erstens frühzeitige Ablenkung und Vermeidung des Konfliktes. zweitens Drohen mit Mimik und Gestik. Drittens Schimpfen in gemäßigtem Ton und viertens die kurze soziale Trennung mit anschließender Versöhnung (s. Teil 3, Das emotionale Bewusstsein, oben). Das muss reichen und es reicht auch immer. Zwar überreagiert man im Stress zuweilen, aber wenn sich das auf wenige Male beschränkt, verzeiht es das Kind und die Entwicklung geht ungestört weiter. Auch Sie werden das schaffen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.08.2012