Frage: Tagesmutereingewöhnung

Hallo Herr Dr. Posth, ab Januar sollen unsere beiden Jungs, dann 1 Jahr,vormittags von einer Tagesmutter betreut werden. Seit September haben wir die TaMu bisher 2x die Woche für je 1h besuch, so dass die beiden sie erstmal einfach nur kennenlernen konnten. Zunehmend waren wir einfach nur da. Beim letzten Mal bin ich kurz vor die Tür gegangen,verabredet war, bei Geschrei nach 3 Minuten reinzukommen. Die Kinder haben nicht geschrieen und nach 15 Minuten sich gefreut, mich wiederzusehen, ansonsten war alles ok. Wäre das Warten wirklich richtig gewesen, so dass die Tagesmutter erst hätte zu trösten versuchen können? Geht das in Richtung "Ferber"? Wir wollen, dass die beiden zu ihr Vertrauen fassen und im Vertrauen, dass wir wiederkommen, bei ihr bleiben. Sind wir auf dem richtigen Weg i.Sinn d. sanften Ablösung? Sollten wir nach und nach die Besuchszeit an den beiden Tagen lieber ausdehnen oder eher die Anzahl Tage i.d. Woche, da ab Jan Mo-Fr vormittags? Danke für ihren Rat MM

Mitglied inaktiv - 23.10.2006, 06:57



Antwort auf: Tagesmutereingewöhnung

Hallo, das Konzept, einen nach der Mutter als primärer Bezugsperson weinenden Säugling erst einmal minutenweise zur "Abhärtung" gegen zukünftige Trennungsangst bei der fremden Person zu lassen geht schon sehr in die Richtung von "Ferbern". Solche Verhaltensbeeinflussungen basieren auf reinen Konditionierungsmethoden, denn etwas lernen kann der Säugling dabei nicht. Es geht nur so, daß die Ta-mu versucht, im Beisein der Mutter Kontakt zum Kind zu bekommen und wichtige Beziehungsaufgaben wie Wickeln, Füttern und dann auch Trösten schrittweise an sich selbst zu binden. Ein Ablösung im eigentlich Sinn kann noch gar nicht erfolgen, da der Säugling noch in der Mutter-Kind-Dyade lebt und die Ta-mu nur eine Ersatzbezugsperson sein kann und nichts anderes. Anders ausgedrückt, die Ta-mu im Säuglingsalter ist so etwas wie eine professionelle Oma oder Tante. So sollte sie sich auch verhalten. Daran ist ja nichts ehrenrühriges. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.10.2006