Frage: stillen in der nacht - durchschlafen

lieber dr. posth ich hoffe, sie beantworten folgende frage. scheinbar scheinen sie schlaffragen nur teilweise zu beantworte, was bestimmt gründe hat. hier gibt es aber doch kein allg. schlafforum? und ihre sichtweise entspricht prinzipiell meiner. deshalb "traue" ich mich hier die frage zu stellen ;-) unsere tochter ist jetzt 6,5 monate alt. anfänglich schlief sie auch prima durch. aber seit ca. 2 monaten hat sich das blatt gewendet. wenn sie in der nacht aufwacht, dann ist sie zu beruhigen mit herum tragen und schläft auch wieder zwischen einer halben und einer stunde. dann wieder beruhigen. irgendwann war ich zu müde und habe sie mit ins bett genommen. jetzt hat sich die situation mittlerweise so gesteigert, dass sie nachts nur noch an der brust wirklich zu beruhigen ist. d. h. man kann sie wohl mit rumtragen für 30-60 min. wieder hinlegen, aber dann geht das ganze wieder von vorne los. nur denke ich, dass in der nacht häufiges stillen (bzw. nuckeln) das durchschlafen nicht fördert. auch wenn sie nur nuckelt, schiesst ja doch irgendwanndie milch ein. dieses schreien-lassen ... ich weiss nicht; geht mir gegen den strich. prinzipiell stört es mich nicht, wenn sie die zweite hälfte der nacht (nach einer stillmahlzeit z.b.) bei uns schläft, das geniesse ich sogar. aber irgendwann ist sie sich doch an das ritual "schlafen mit brust" gewöhnt? was raten sie? danke für ihre antwort (schnuller nimmt sie nicht)

Mitglied inaktiv - 17.03.2003, 17:05



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

Hallo, was Sie vielleicht nicht wissen, es gab ein Schlafforum. Mein Forum kann aber nicht all diese Fragen aufnehmen. Zweitens: Stillfragen sind heikel (Eulalie scharrt schon mit den Hufen). Hier werden Weltanschauungen vertreten, keine physiologischen oder psychologischen Erkenntnisse. Physiologisch gesichert ist, daß ein Säugling nachts, d.h. ca. 8 Stunden keine Nahrung mehr braucht. Die Mehrzahl aller Säuglinge beweist das. Psychologisch kann man sich trefflich streiten. Meine Erfahrung in jahrelanger Beratung zu diesem Thema ist, daß je länger man sein Kind nachts stillt (über ein halbes Jahr hinaus), desto schwieriger wird das Abgewöhnen. Warum? Wenn man stillt, beruhigt man nicht nur sein Kind, was ja absolut in Ordnung ist, sondern man kurbelt leider auch ständig den Stoffwechsel an, denn Muttermilch ist hochwertige Nahrung. Folge: der Verdauungsapparat arbeitet, die "Zuckermaschine" arbeitet (per Insulin, etc.), die Leber schläft, statt zu arbeiten, denn sie müßte jetzt den Zuckernachschub für die Zellen liefern (per Glykolyse). Eiweiß wird übrigens dabei ständig in die Zellen befördert, was bei der heutzutage reichhaltigen MM das Wachstum ankurbelt, usw. Da der Verdauungstrakt permanent weiter arbeitet, kommt auch der Magen-Darm-Trakt in seiner Funktion nicht zur Ruhe, was wiederum Kolikneigung hervorrufen kann. Das Gegenargument, daß die Mütter schon vor Urzeiten Ihre Säuglinge nachts über das halbe Jahr hinaus gestillt haben und manche Völker es auch weiterhin tun, befriedigt nicht. Dafür gibt es überwiegend ernährungstechnische Gründe. Früher waren die Säuglinge viel gefährdeter, was Unterernährung anging, qualitativ hochwertige Ersatznahrung gab es nicht so einfach. Im übrigen werden auch früher schon kräftige Säuglinge im zweiten Lebenshalbjahr häufig durchgeschlafen haben. Die Erfahrung ist aber eindeutig: Langgestillte Säuglinge sind nachts deutlich unruhiger, als zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gestillte. Wenn man dahinter steht, gibt es nichts einzuwenden. Nur - man muß auch dahinter stehen. Um den Stoffwechsel auf ca. 8 Stunden Pause vorzubereiten, hat es sich bewährt, ab einem halben Jahr abends eine eiweißreiche Beikost (Brei) zu geben (Gliadin ist jetzt erlaubt) und dann den Säugling z.B. an der Brust einschlafen zu lassen. Die Natur hat das meines Erachtens vorbereitet, in dem sie den Menschen zu diesem Zeitpunkt die ersten Zähne durchbrechen läßt. Um das noch einmal klarzustellen, schon in meiner Klinikszeit Anfang der Achtziger war ich ein eifriger Stillverfechter. Mein damaliger Chef, Prof. Schmidt galt seinerzeit als Hauptvertreter in der Kinderheilkunde für eine natürliche Säuglingsernährung, sprich des ausschließlichen Stillens. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.03.2003



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

Hi! Kleiner Tip: www.schreibaby.de, (Sprechstunde bei Regina Sander) ist ne super Möglichkeit Tips zu kriegen. Regina berät sehr persönlich und ausführlich. Da geht es nicht nur um das "Schreibaby" an sich sondern eben auch um Schlafprobleme bei den Kleinen. Viel Glück und ruhige Nächte ;-) Katja

Mitglied inaktiv - 17.03.2003, 17:27



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

hallo, ich bezweifle, dass doc posth zu dieser frage der richtige ansprechpartner ist. warten wir mal gemeinsam ab, was er antwortet ... *gespanntbin* lg e.

Mitglied inaktiv - 18.03.2003, 20:22



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

Hallo Munckel, also unsere Tochter hat die ersten 5-6 Mon. auch super gut geschlafen. ich dachte, alle Eltern, die etwas von nachts schreienden Kindern erzählten, machen etwas falsch. Aber dann, von einer Nacht zu anderen, wurde sie auch sehr oft wach . In guten nächten 3-4 mal, in schlechten konnte ich es nicht mehr zählen. Ich habe sie weiter gestillt. Alle anderen Tröstungsversuche zerrten an meinen Nerven, an denen meines Mannes (der jeden Morgen um halb 6 aufstehen muss) und auch an denen meiner Tochter. Also war Stillen die stressfreieste Möglichkeit. Nur manchmal hat mich das Nuckeln an der Brust wahnsinnig gemacht, dann ging ich ins dunkle Wohnzimmer und setzte mich mit ihr in unseren Schwingsessel, das beruhigte sie auch. Mit ca. 12-13 Mon. hörte das auf, jetzt (16 mon) schläft sie immer noch an der Brust ein, wird noch einmal kurz wach, wenn wir ins Bett gehen, schläft ansonsten aber durch bis gegen 6 Uhr (8-9 h am Stück). Höre auf deine Intuition!! LG Astrid

Mitglied inaktiv - 19.03.2003, 07:48



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

puh! manche männer haben sooooooooooooooo einen bart. frag lieber biggi welter in der stillberatung ...

Mitglied inaktiv - 19.03.2003, 23:08



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

Bei allem Respekt - da ist aber jemand ganz und gar nicht auf dem neuesten Stand! - Das Gehirn wächst nachts besonders und deshalb brauchen viele Kinder nachts auch noch Nahrung. Das gilt übrigens auch für den Körper. Viele werden bemerkt haben, dass Kinder nachts oft einen richtigen Wachtumsschub haben. Im Übrigen - als ich schwanger war, bin ich nachts oft vor Hunger aufgewacht - mein Körper hatte ja auch viel zu tun! :-) Das war völlig unabhängig davon, wieviel ich tagsüber gegessen habe. - Die Studien, die belegen, dass Langzeitgestillte in der Regel ruhiger nachts schlafen würde ich gerne mal sehen. Da es überhaupt keine Studien zum Langzeitstillen gibt (warum, kann man sich gerne überlegen) halte ich das für eine rein subjektive Behauptung. - Der wichtigste Punkt: Allergologen würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen bei dieser Meinung. Man ist inzwischen grundsätzlich der Meinung, dass bei einem Kind unter einem Jahr Kuhmilch in der Ernährung nichts verloren hat! Auch davon, den kleinen Magen einfach mit einer kräftigen Mahlzeit abends zu belasten, damit das Kind nachts Ruhe gibt wird von vernünftigen Ärzten abgeraten. Im Übrigen haben viele die Erfahrung gemacht, dass das nach hinten losgehen kann und die Kinder dann keineswegs besser sondern schlechter schlafen. Also bitte dazu nochmal jemanden fragen, der davon Ahnung hat! Liebe Grüsse, Lotta

Mitglied inaktiv - 20.03.2003, 10:13



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

Liebe Lotta, es übersteigt die Kapazität meines Forums gewaltig, auf jeden einzelne Ansicht detailliert einzugehen. Ihre Bemerkungen erzwingen aber eine Korrektur. Erstens: natürlich wächst der kleine Mensch tags und nachts. Das heißt aber nicht, daß er tags und nachts gefüttert werden muß. Dafür baut die Natur ja Speichersysteme in jedem Lebewesen auf, damit sie einigermaßen unabhängig von der Nahrungszufuhr wird. Die Speichersysteme funktionieren mindestens mit einem halben Jahr (Leberfunktion, Fettgewebe, etc.). Wie könnte es sonst sein, daß die vielen schon von Anfang an durchschlafenden Säuglinge (soll es ja geben!) gesund, d.h. auch geistig gesund, aufwachsen? Ein ganz anderes Beispiel hierzu aus der Biologie: Gäbe es solche Speichersysteme und -funktionen nicht, wie könnte z.B. ein Tier den Winterschlaf überleben? Zwar wird der Stoffwechsel heruntergefahren, aber es wird ein Grundumsatz permanent aufrecht erhalten. Keine Zelle stirbt ab oder könnte nicht neu aufgebaut werden. Zur Frage der Allergologie nur ganz kurz (ein weites Feld!): Keine Studie/Untersuchung konnte bisher den sicheren Nachweis erbringen, daß reines Stillen über ein halbes Jahr hinaus eine Allergie verhindern könnte; man spricht heutzutage allenfalls von verzögertem Ausbruch. Dies funktioniert aber auch nur dann, wenn nicht beide Eltern allergisch veranlagt sind, wenn als einzige nicht die Mutter allergisch veranlagt ist und wenn sich die Mutter in ihrer eigenen Ernährung potentieller Allergene weitgehend enthält. In jeder Muttermilch findet man Spuren von z.B. Kuhmilch- oder Hühnereiantigen, die ausreichen, bei doppelter allergener Belastung des Säuglings eine tatsächliche Allergie auszulösen. Leider ist das Fakt. Eine schöne Zusammenfassung hierzu gibt es in der neuesten "Kinderärztlichen Praxis" Heft 2/2003 unter dem Titel "Primärprävention des atopischen Ekzems - was ist gesichert?" von Chr. Schnopp und D. Abeck, Kirchheim-Verlag Mainz. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.03.2003



Antwort auf: stillen in der nacht - durchschlafen

Hallo! Ich würde dem Ratschlag von Dr. Posth folgen. Das, was er beschreibt, konnte ich auch in unserer Krabbelgruppe beobachten: Die "Dauerstiller" unter den Müttern hatten alle Kinder, die nachts sehr unruhig waren und bis heute (unsere Kinder sind jetzt alle anderthalb Jahre alt) nicht durchschlafen. Die Flaschenkinder dagegen hatten mit dem Durchschlafen weniger Probleme. Biggi Welter gab mir damals bei Stillproblemen den Rat, nachts mehrfach aufzustehen, meinen Sohn zu wecken und anzulegen. Diesen Rat habe ich nicht befolgt, sondern meinen bereits durchschlafenden Sohn schlafen lassen. Statt dessen fing ich an zuzufüttern (Milchnahrung). Mein Sohn war damals vier Monate alt. Da er tagsüber satt wurde, schlief er nachts nach wie vor durch. Er ist übrigens gesünder und längst nicht so oft erkältet wie die Kinder der "Dauerstillerinnen". Mit sechs Monaten ist deine Tochter sicherlich reif für Beikost - auch am Abend. Viele Grüße und ruhige Nächte wünscht dir Sabrina (mit Jan, 17 Monate, der heute 12/13 Std. am Stück durchschläft)

Mitglied inaktiv - 26.03.2003, 14:10



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