Frage: Starkes trotzen und Provokation mit 19 Monaten

L. Herr Dr. Posth,Jeden Tag wird es schwieriger mit unserer Tochter. Sie trotzt extrem u. ich fürchte mich manchmal mit ihr rauszugehen. Wenn wir z.B. vom Spielplatz gehen will sie nicht im Buggy sitzen. S. schreit u.macht sich ganz steif. Wenn ich s. dann tragen will macht s. sich ganz schwer u. tritt um sich. An der Hand laufen will sie dann auch nicht. Nur alleine. Natürliche lasse ich das nicht zu.Sie setzt sich dann auf den Boden+macht Sitzstreik,auf dem Bürgersteig. Ich warte dann kurz+trage s. dann schreiend unter Widerstand u. dumm schauender Passanten nach Hause. Beim Essen will s. nicht im Hochstuhl sitzen, sondern auf dem normalen Stuhl o. rumlaufen. Wir haben viel durchgehen lassen, weil s. schlechte Esserin ist. Oft schmeißt sie ihren Teller einfach um, schüttet alles aus. Ich werde dann lauter, aber es hilft nicht. Sie macht es immer wieder. Bisher keine Fremdbetreuung(außer Großeltern, Krippenstart mit 21 M.). Wieso ist ihre Trotzphase so extrem? Wie sollen wir reagieren

von natusch26 am 03.09.2012, 07:09



Antwort auf: Starkes trotzen und Provokation mit 19 Monaten

Hallo, das Trotzen ist ja ein normaler Prozess zur Stärkung des Selbstkonzepts im Menschen. Also hat ein Kleinkind seinen Willen entdeckt und merkt jetzt, dass die Umsetzung und Erfüllug des eigenen Willens Stärkung der eigenen Person bedeutet, will es diese Stärkung auch immer erleben. Anderfalls fühlt sich das Kind klein und schwach. Särkung des Selbst heißt auch Aktivierung des Belohnungssystems im Gehirn, und was das bedeutet, wissen Sie aus der ADHS-Therapie. Denn mit den Medikamenten machen die Ärzte genau das, was die Natur in den ersten 3 Lebensjahren durch die Erfüllung des Willens macht. Das hat natürlich irgenwo seine Grenzen, aber die sind in Wahrheit viel weiter gesteckt als man geneigt ist, sie erzieherisch zu setzen. Man kann bei einem Kind vielmehr zulassen als man denkt. Dadurch wird es noch lange nicht "entgrenzt". Im Gegenteil: je mehr positive Erfahrung das Kind in diesem Alter machen kann, desto bereitwilliger gehorcht es später, wenn es nötig ist. Und ADHS-Medikamente, die ja auch schädliche Nebenwirkungen haben, benötigt es nie. Machen Sie sich vorher einen Plan, was sie in Zukunft an Freiheiten bei Ihrer Tochter zulassen können und wollen, und wo sie unbedingt einen Punkt setzen müssen. Dieses Konzept muss ausgewogen sein und beide Interessensseiten berücksichtigen. Also was ist z.B. wichtig beim Essen? Wann bekommt sie überhaupt zu essen? Hat sie Hunger? Schmeckt es ihr? Darf sie beim Essen spielen? Aber, wenn sie aufsteht und den Teller umdreht, ist das Essen erst einmal beendet. Sie brauchen dann gar nicht schimpfen, sondern machen mit Ihrer Tochter, wann es das nächste Mal Essen gibt. Solche Pläne machen Sie auch für das Einkaufen, den Spaziergang, den Besuch bei den Großeltern usw. Wie man grundsätzlich mit Trotz umgeht, dazu bitte im gezielten Suchlauf die zahlreichen Antworten lesen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 04.09.2012