Frage: starker Totz bei 2 Jähriger

Hallo Dr. Posth, Ich habe eine Frage bezügl. des stark ausgeprägten Trotzverhaltens meiner Tochter (2,5). Mittlerweile belastet es das Familienleben schon schwer, weil sie am Tage bis zu 4 - 5 starke Schreiattacken bekommt, die dann bis zu 30 min anhalten können. Sie schreit, schmeisst sich auf die Erde, strampelt wild um sich, tritt, immer wenn sie ihren Willen nicht bekommt oder unsere Tagesplannung anders aussieht, wie die ihre. D.h.sie will sich grundsätzlich nicht anziehen, das Anziehen dauert immer eine halbe Std. Ich versuch es mit Überredungen, Ablenkung (erst wird ihre Puppe angezogen oder Teddy, dann guckt Puppe zu). Wir haben diese Schreiattacken auch schon, wenn wir bei jemanden zu Besuch waren. Dann wenn sie z.B etwas teilen soll, ein Puzzleteil jemanden geben soll. Dann wird sie wütend und schreit und schreit. Es ist nicht so wie bei einem normalen trotzendem Kind. Es ist wirklich schlimmer, das haben mir schon andere gesagt. Ich wäre für Ihren Rat sehr dankbar!!!

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 09:30



Antwort auf: starker Totz bei 2 Jähriger

Hallo, die entwicklungstechnischen, psychosozialen Gründe für den Trotz brauche ich Ihnen wahrscheinlich nicht mehr zu erklären. Das haben Sie schon in meinen Langstexten und im gezielten Suchlauf gelesen. Nun ist es so dass sich der Wille dann noch sehr stark unter dem Diktat des anfänglichen Drangs gefindet, wenn die Säuglingszeit schwierig gewesne ist und auch die Loslösung nur schwer in Gang kommt. Es hängt eben alles miteinander zusammen. Da ich dazu aber von Ihrer Tochter nichts weiß, kann ich nur spekulieren. Wenn man also den Trotz dämpfen möchte, muss man sich fragen, wie es denn mit Bindung und Loslösung ist. Das heißt, mache Kinder brauchen immer noch viel Zuwendung ihrer Mütter und ertrotzen diese sich eben, oder die bauchen verstärkt die Zuwendung vom Vater als Stärkung der Loslösung und trotzen auch dafür. Dann gibt es Machtkämpfe, die sind von Vornherein sinnlos. Also überlegt man im Vorfeld, wie man die auslösende Situation umgehen kann, oder wie man durch geschickte Angebote gleich zu Beginn, den Trotzanfall unterdrücken kann. Das sind taktische Fragen, die alle Eltern mit Kindern in diesem Alter anstellen müssen. Manchmal ist es auch sinnvoll, dem Kind seine Willen zu belassen und damit den Trotzanfall zu beenden, was aber nur gelingt, wenn sich das Kind noch nicht so stark hinein gesteigert hat. In anderen Momenten muss man sich als Eltern durchsetzen und den Trotzanfall dann aushalten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.08.2010