Hallo Herr Dr. P.!
Einige Fragen vor mir antworteten Sie auf die starke Anhängl-keit. Auch meine Tochter ist wahnsinnig anhänglich, 14 Mon alt, sagt jedem 500 mal am Tag daß ich ihre Mama bin und klebt mir bei Fremden am Bein. Auch sie wurde nie fremdbetreut, mußte nie weinen, schläft im Familienbett, und auch den Widerstand haben wir erfolgreich "abgelenkt". Doch ich muß mir oft sagen lassen,daß wir das nun davon hätten. Wir hätten schon längst mit einem Babysitter anfangen sollen, und sie müßte ruhig auch mal weinen. Sie sei verwöhnt und wir würden noch Spaß mit ihr kriegen. Auf der anderen Seite sehe ich natürlich andere Kinder, die problemlos bei der Oma schlafen, oder nicht an der Mutter kletten. Verständnisfrage: Lt. Ihrem L-text müßte ihre Trotzphase leichter zu überwinden sein, der Kiga-Eintritt leicht fallen, und ihr Selbstbewußtsein stark werden? Ab wann erntet man die ersten Früchte? Sie ist superlieb, problemlos, usw. aber mir geht auch bald die Puste aus.
Danke Susanne
Mitglied inaktiv - 24.05.2005, 19:38
Antwort auf:
starke anhänglichkeit
Liebe Susanne, Ihre Frage ist vollkommen berechtigt, und das allgemeine Problem in der Betrachtung der frühkindlichen, psychischen Entwicklung liegt darin, daß die Entwicklungszusammenhänge über größere Zeiträume wie mehrere Jahre hinweg oft gar nicht verstanden werden. Daher immer wieder die falschen Argumente zur Erziehung. Was ich heute hinsichtlich einer Erziehung tue, kann morgen eher eine nicht erwünschte Reaktion auslösen, weil erst überübermorgen oder in zwei Jahren die richtige und letztlich erwünsche Reaktion einsetzen wird. Das Konzept, das ich hier vertrete erklärt und begründet dieses Verständnis. Konkret: die starke Anhänglichkeit Ihrer Tochter ist nicht Ausdruck einer falschen, sprich verwöhnenden Erziehung Ihrerseits, sondern nur eine für Ihre Tochter spezifische, von stark affektiven Ausdruck geprägte, Entwicklungsphase. Der stark affektive Ausdruck dürfte Ihrer Tochter eigentümlich sein und ihren Charakter prägen. Das können und dürfen nicht "weg"-erziehen wollen. Lassen Sie sich also nicht irritieren und bleiben Sie bei Ihrer Haltung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.05.2005