Frage: Ständig "Aua"

Meine Tochter ist 4 Jahre alt. Sie hat seit 3 Monaten eine Bruder und ist eigentlich kaum eifersüchtig. Sie sagt auch ständig, daß sie ihn so lieb hat, kuschelt ihn und kümmert sich um ihn wenn ich gerade nicht kann und er weint. Seit ein paar Tagen jedoch haben wir ein "Problem": Ständig, mindestens 7 Mal am Tag sagt sie: Aua, ich habe mich gestoßen. Oder: ich habe mir weh getan. Ich denke, sie ist entweder z. Zt. verstärkt ungeschickt oder sie will meine Aufmerksamkeit und meinen Trost. Allerdings muß ich sagen, daß mein Mann und ich uns sehr bemühen, daß sie seit der Geburt ihres Bruders nicht zu kurz kommt und ich denke, das machen wir eigentlich auch ziemlich gut. Sie wird sehr beschmust etc. Wie soll ich auf ihr ständiges "aua" reagieren? Ich will nicht ständig sagen: ach du arme. und pusten müssen, aber ich will auch nicht sagen: oh man, das ist doch nun bestimmt nicht so schlimm. Dann fühlt sie sich vielleicht nicht ernst genommen, und das will ich natürlcih auch nicht.

Mitglied inaktiv - 13.11.2006, 15:34



Antwort auf: Ständig "Aua"

Hallo, es ist naheliegend, daß Ihre Tochter durch die etwas übertriebene Behauptung von irgendwelchen Schmerzen, sich vermeintlich verloren gegangene Zuneigung von Eltern zurückzuholen zu müssen. Der weinende Säugling ist für sie auch nur durch Schmerzen erklärbar, und sie erlebt, daß sofort darauf reagiert wird. Da sie in ihrem Alter nicht mehr einfach losheult, muß sie also "aua" sagen. Das wird natürlich schnell vorübergehen, aber Sie können zwei Dinge tun. Zu einen fragen Sie sie danach, wo denn das "aua" wäre, und ob es denn so schlimm wäre, daß sie tatsächlich getröstet werden muß. Zum anderen sagen Sie ihr, daß das Brüderchen nicht weint, weil es Schmerzen hat, sondern vieleicht nur Hunger oder weil es auf den Arm möchte. Dann können Sie ihr erklären, daß sie selbst ja sprechen kann und ihre Bedrüfnisse durch Sprache äußern, denn sie sei ja viel älter. Ich denke, diesen Schritte hin zur Rationalisierung von Gefühlen kann Ihre Tochter jetzt folgen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.11.2006