Frage: Spätfolgen minimieren

Unsere Tochter 28 LM unser Sohn 13 LM und ich verbringen viel Zeit miteinander auf dem Spielteppich. Wir kuscheln, spielen, lesen, singen und lachen viel. Kinder lieben sich, es ist eine große Freude zu sehen, wie sie sich miteinander beschäftigen und entwickeln. To ist offen für neue Dinge, wenn ich in der Nähe bin. Wenn es ihr mal nicht gut geht, will sie zu mir, auch das Schlafengehen klappt nur mit mir gut. Ist eine Oma da, sollen Vater und ich uns stark zurücknehmen "Oma soll..." Alles scheint normal und die Bindung zu mir sicher zu sein, ABER:ich habe Tochter von 20 bis 26 LM des öfteren lauthals angeschrien.Wie ist die Bindung tatsächlich?Kann es sein, dass der eigentliche Einbruch irgendwann mit 4,5,6 Jahren erst kommt?Was kann ich tun, damit diese schreckliche Zeit für To in Vergessenheit gerät und sie keine Langzeit-/Spätfolgen erleiden muss?Worauf soll ich achten?Wann kann ich sicher sein?

von Menschenskinder1977 am 11.02.2013, 09:15



Antwort auf: Spätfolgen minimieren

Hallo, das Erstaunliche im Verhalten von Kindern ist, dass sie trotz negativer Erfahrungen mit ihren Bindungspersonen diese immer weiter lieben und die Beziehung immer wieder herstellen wollen. Das ist allerdings alles andere als ein Freibrief dafür, mit emotionaler Härte erziehen zu können. Im Gegenteil, emotionale Härte treibt die Kinder immer tiefer in diese unglückliche Position. Stressphasen in der Familie oder Krisen ein Elternperson erleben Kinder natürlich belastend. Zumeist reagieren sie über kurz oder lang mit einer Regression (s. gezielter Suchlauf). Gelingt es ihnen nicht, sich dadurch zu stabilisieren oder ist das Negativgeschehen zu belastend, kommt es beim Kind zu Verdrängungsmechanismen, die schließlich die Bindung bedrohen. Das sage ich jetzt nur ganz allgemein zur Erklärung. Ganz schlimme Erlebnisse werden dissoziiert, also abgespalten, was soviel bedeutet wie, dass das Geschehen in der Erinnerung unterdrückt wird, das begleitende Gefühl aber lebhaft erhalten bleiben. Solche Dinge kommen natürlich später in sellisch verstörender Weise zurück. Aber einzelne wenige verbale Übergriffe werden um der Liebe zu ihren Eltern willen, so stark ist die einmal entstandene Bindung, den Eltern fast immer verziehen, und so wird es auch in Ihrem Fall sein. Vielleicht haben Sie die regressiven Erscheinungen bei Ihrer Tochter seinerzeit im eigenen Stress gar nicht bemerkt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.02.2013