Frage: Sozialverhalten

S.g.Dr.! Unser Sohn, gerade 4 geworden, macht mir ein wenig Sorgen bezüglich Sozialverhalten. Noch ist er ein Einzelkind, doch wir bekommen im September Nachwuchs. Bekommen wir Besuch, fällt ihm Teilen sehr schwer. Er will immer das haben, was andere gerade haben. Reißt es den Kindern aus der Hand und kann dabei richtig grob werden. Das ist jedoch nicht nur mit seinem Spielzeug, sondern er reagiert auch so mit Spielzeug, das ihm nicht gehört. Im Kindergarten ist es dasselbe. Beispiel Spielplatz: Er sieht, dass ein Mädchen zur Schaukel will. Sohn beeilt sich, um der schnellere zu sein und ihr den Platz wegzunehmen. Das selbe mit anderen Kinder mit der Rutsche u.s.w. Er ist ständig im Stress, um der Schnellere zu sein. Kann bei Brettspielen nicht verlieren- schreit und weint und schlägt um sich. Was könnte der Grund dafür sein? Herzlichen Dank, Christina

von ginila am 28.04.2014, 08:51



Antwort auf: Sozialverhalten

Liebe Christina, ungefähr bis zum 4. Lebensjahr denkt und empfindet ein Kind so, dass ihm alles gehört, was ihm gefällt und was interessant für es ist. Natürlich stehen seine persönlichen Sachen obenan und auf die hat er ja auch ein Besitzerrecht. Aber ohne die "Umkehr im Denken" (s. theory of mind), dass nämlich andere Menschen anderer Auffassung sind als es selbst und dass sie auch ein Anrecht auf Dinge haben, verbleibt es in dieser falschen Meinung, das ihm alles gehöre, auf das es Lust verspürt. Dazu kommt, dass das, was ein anderes Kind besonders interessant findet, auch für es selbst besonders interessant ist, was die Problematik verschärft. Denn es versucht, diesen Gegenstand in seinen Besitz zu bringen. Wenn dieses Kind jetzt noch stark auf Selbstaufwertung über Gegenstände und Besitz angewiesen ist, dann kommt es zur Eskalation. Es werden auch härtere Mittel zum Erlangen des Gegenstandes eingesetzt. Grundlage dieses Verhaltens ist der (latent aggressive) Wettbeweb, den Kind automatisch miteinander auskämpfen. Zwei Entwicklungen verändern die Sicht und das Verhalten des Kindes: erstens die Empathie und zweitens die Korrektur im eigenen Denken. Alles das steht viel genauer in meinen Langtexten über das emotionale Bewusstsein oben auf der Seite. Es hat wenig Sinn, ein Kind, das im Fühlen und Denken noch nicht so weit ist, über rein erzieherischen Maßnahmen zum Einlenken zu bewegen. Das geht eigentlich erst einmal nur über das Regelprinzip Tauschen statt Teilen (s. gezielter Suchlauf), das eindringliche Ermahnen (bezogen auf die Falschheit des Handelns), das eigene gute Vorbild und die Induktion zur Empathie (wieder gezielter Suchlauf). Die notwendige Reifung in der Entwicklung stellt sich bei gesunder psychischer Entwicklung dann automatisch ein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.04.2014



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