Lieber Hr. Dr. Posth!
Mein Sohn Florian ist 20 Monate alt, ich besuche mit ihm eine Mutter - Kind - Gruppe. Seither war sein Verhalten eher positiv - jetzt jedoch beginnt er kleinere Kinder zu schubsen bis diese auf dem Hintern sitzen. Ich beobachtete, dass er dies vorallem tut, weil er die Reaktion des anderen Kindes interessant findet. Jedoch bin ich unsicher, wie meine Reaktion aussehen könnte/ sollte.
Für einen Tipp wäre ich dankbar!
Lieben Dank für eine Antwort (danke überhaupt für die Mühe, die sie sich hier machen ;-) )
Tanja W.
Mitglied inaktiv - 10.03.2004, 14:08
Antwort auf:
Soziales Verhalten
Liebe Tanja, Schubsen, einem anderen Kind etwas wegnehmen usw. sind typische Verhaltensweisen von Kleinkindern in Gruppe, die dazu dienen, Machtverhältnisse zu schaffen und gewisse Hierarchien aufzubauen(s. mein Text über das emotionale Bewußtsein, Teil 3). Die Ursache sind die Gefühle von Rivalität. Ich plädiere dafür, solche Verhaltensweisen aufzugreifen und dazu zu benutzen, Empfindungen von Gewissen im Kind zu schaffen. Das geht so, daß man in sehr einfachen Worten dem "Aggressor" so etwas wie einen Vorwurf macht und ihn dann dazu auffordert, durch Wiedergutmachung seinen Fehler zu korrigieren. Hört sich vielleicht kompliziert an, ist aber ganz einfach. Man muß allerdings jede Situation im einzelnen betrachten.
In Ihrem Fall hieße das, daß sie ihrem Sohn nur erklären brauchen, daß Hinfallen weh tut und daß "man" schwächere Kinder nicht schubst, nur weil man stärker ist. Dann fordern Sie ihn auf, daß er dem kleinen Kind wieder auf die Füße verhilft. Meist handelt man ja auch so, allerdings greift man selbst ein, in dem man das kleinere Kind schützt, ihm auf die Beine hilft, und mit seinem eigenen Kind schimpft. Insofern bereit man der Gewissensbildung schon den Weg, aber weitgehend über die Beschämung des Selbst. Das hat gewisse Nachteile. Denn eigentlich enfaltet die Aufwertung des Selbst im Helfen die viel günstigere Wirkung im Menschen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.03.2004