Guten Tag
Wir treffen uns öfter mit Freundin, deren Tochter ist fast 2. Meine Tochter ein Jahr alt. Die Zweijährige geht seit Herbst in Krippe, es läuft laut Mutter super, keine Probleme bei Abgabe, eher beim Abholen. Die Kleine will nicht mitkommen.
Nun zum Problem: Die Zweijährige hat die (typische) Alles-Mein-Phase, alles reißt sie an sich. Meine Tochter darf mit nichts spielen, alles reißt sie ihr weg. Natürlich auch wenn sie bei uns sind, also das Spielzeug eigentlich meiner Tochter gehört. Wenn unsere Tochter sie streicheln will, stößt sie sie weg. Meine Freundin sagt nichts, höchstens ganz milde: Bitte mach das nicht.
Ich weiß, dass diese "Mein"-Phase zum Teil normal ist. Aber ich fühle dennoch negative Gefühle gegen das Kind meiner Freundin und gegen meine Freundin, weil sie nicht eingreift. Es heißt immer, das würde das Kind nicht verstehen.
Stimmt das?
Kann Krippe diese Mein-Phase verstärken?
Wie umgehen mit negativen Gefühlen dem Kind gegenüber?
Danke!
von
edina
am 27.02.2012, 08:32
Antwort auf:
Soziales Verhalten
Hallo, die Beurteilung eines fremden Kindes hier im Forum kann und möchte ich nicht durchführen. Aber ganz allgemein lässt sich sagen, dass Kinder mit 2 Jahren in frühen Fremdbetreuung immer dann bei Abholen die Schwierigkeiten machen, wenn sie beim Abgeben keine Chance sehen, ihre Bedürfnisse bei den abgebenden Eltern oder den Erzieherinnen durchsetzen zu können. D.h. in den neuen und fremden Situation wird sich angepasst, weil die Bezugsperson nicht erreichbar ist, die Sorge und Angst sich aber dann meldet, wenn die Bezugsperson wieder da ist.
Solche Kinder zeigen im Rahmen regressiver Verhaltensweisen zu Hause (Regression s. gezielter Suchlauf) dann verstärktes Trotzverhalten, hohe Anhänglichkeit und einen sehr beharrlichen Willen. Letzterer wird gerne an schwächeren oder jüngeren Kindern ausgelebt, denn da hat das Kind die Chance, verlorene Selbstanteile zurückzugewinnen.
Wie Sie nun selbst mit dem Kind der befreundeten Mutter umgehen, kann ich Ihnen schlecht sagen. Denken Sie aber immer daran, dass dieses Kind auch Opfer seiner Lebensumstände ist. Viele Grüße.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 01.03.2012