Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
unser Sohn fängt, sobald er ein anderes Kind weinen sieht bzw. hört auch sofort bitterlich zu weinen an. Da er schon gut spricht, habe ich ihn gestern wieder mal gefragt warum er weint...und da meinte er schon "Anna gestürzt" (also das Kind das vorhin weinte ist gestürzt). Ist er wirklich in diesem Alter schon so empathisch? Wenn ein Kinderweinen weit weg ist nimmt er es sofort wahr. Sonst ist er ein aufgewecktes und lustiges Kind, der schon sehr früh zu sprechen angefangen hat und mit Begeisterung mit bek.gleichaltrigen und älteren Kindern spielt und kommuniziert. Kommt ihm jedoch ein kleineres Kind in die Quere (da reicht oft mal schon ein Abstand von 1-2 Metern), wird er panisch und sucht Schutz bei mir. Dies passiert mitunter auch bei Babies die ihm nicht ganz fremd sind. Manchmal mache ich mir wirklich ein wenig Sorgen um sein Verhalten. Ich bin eine sehr fürsorgliche Mutter mit viel Geduld und Gefühl. Wie kann ich ihm sonst noch helfen?
von
Girasole75
am 24.09.2012, 07:30
Antwort auf:
Sohn (22 Monate) weint wenn andere Kinder weinen
Hallo, echte Empathie fängt nach entwicklungspsychologischen Grundätzen erst nach dem 2. Geburtstag an und erreicht eine Art Gipfel in der verstärkten Aneignung um 3 Jahre herum (s. Induktion und Empathie im gezielten Suchlauf). Was es vorher gibt, und das schon bei Säulingen, ist die Affektansteckung. Das heißt wenn ein Säugling schreit, fängt über kurz oder lang auch der andere an zu schreien. Aber Imitation spielt dabei wahrscheinlich eine größere Rolle als irgendein Gefühlsverständnis. Bei etwa 2-jährigen ist das schon anders, und wenn so früh empathische Reaktionen kommen, mag das ein Hinweis für ein hohe Sensibilität sein. Das stellt sich weiter im Laufe der Kindheit heraus.
Es kann sein, dass Ihr Sohn deswegen Vorbehalte gegenüber kleinen Babys hat, weil sie so leicht schreien und er sich dann nicht zu helfen weiß. Erklären Sie ihm, was diese Babys dann haben können, und dass sie dann von ihren Müttern beruhigt werden. Sagen Sie ihm auch er könnte sie prinzipiell beruhigen, wenn die Baby ihn richtig kennen würden. viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.09.2012