Frage: Sind wir schon auf dem richtigen Weg?

Hallo Dr. Posth, meine kleine Tochter ist 2 J 3 Mon und derzeit mitten im Trotzalter. Wir müssen manche Dinge gefühlte 1000 Mal verbieten und erklären und sie ablenken und so weiter. Verwandte von uns sind da gleich fertig, die Kinder bekommen "eins hinter die Löffel" und gut ist, die hören dann auch auf und folgen viel besser. Wir halten davon ja so rein gar nichts, aber so manches Mal zweifeln wir doch schon sehr, ob wir mit unserer Erziehung auf dem richtigen Weg sind, da wir das Gefühl haben, dass es bei uns einfach nicht fruchtet, während die Verwandtschaft erfolgreich ist in ihrem Tun (was natürlich nicht heissen soll, dass ich diese Methode in Erwägung ziehen will!!!) Was sagen Sie zu diesem Thema?

von PefectMum am 19.11.2012, 09:44



Antwort auf: Sind wir schon auf dem richtigen Weg?

Hallo, Ihre Einstellung zu Erziehungsfragen ist schon richtig, und wenn man versteht, warum es "gefühte tausendmal" sein müssen, dann geht es einem auch gleich besser damit. Das Gehirn ist ein komplexer Apparat von schier unendlichen vielen Nervenzellen, die sich in großen Netzwerken organisieren. Dahinter steckt ein Lernprinzip, das entweder stabile Verbindungen zwischen einzelnen Zellkomplexen schafft oder instabile. Erstere kommen zustande über zahllose Wiederholungen, so wie man durch immer wieder dasselbe sagen seine Sprache lernt. Letztere kommen durch Angst vor Strafe zustande, weil jeder Körper Schmerz und Angst meidet. Folglich ist das ständige Wiederhoeln die richtige Methode und jeder wendet sie an, wenn er in die Schule geht und Rechnen und Schreiben lernt. Aus Angst vor Strafe lernen ist ein altes autoritäres Prinzip, das auf Selbstschutz und Selbstnutz basiert, aber kein verlässliches Lernen von Wissen erzeugt. Heute sagt uns die Wissenschaft, das Angst Stress erzeugt und Stress die Lernvorgänge blockiert. Der Körper erfährt und behält nur, was ihm für das Entgehen weiterer Angst und Strafe dient. Zu wenig, um für das Leben Wissen und Kenntnisse anzuhäufen. Aber jetzt gibt es noch einene anderen Aspekt. Im §1631 BGB ist dem Kind seit dem Jahr 2000 gewaltfreie Erziehung zugesichert. Jede Form von Schlägen sind Gewalt gegen das Kind. Wenn Sie Zeuge von solchen Handlungen werden, müssen Sie sich für das Kind einsetzen und notfalls das Geschehen zur Anzeige bringen. Sie machen sich sonst selbst strafbar. Sprechen Sie also mit Ihren Verwandten und machen Sie sie auf Ihre Pflichtverletzung den Kindern gegenüber aufmerksam. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.11.2012