Frage: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

Hallo Dr, Posth, weiter unten werden Buchempfehlungen zum Thema Erzirhung diskutiert. Meine Frage: Ist es überhaupt sinvoll, oder gar notwendig, Erziehungsratgeber zu lesen? Vorausgesetzt, es ist alles in Ordnung und im grünen Bereich. Ich gebe zu, ich habe noch nie einen Erziehungsratgeber gelesen. Das fand ich immer überflüssig, und auch im Grunde "für den Hausgebrauch" zu verallgemeinernd. Zusatz für Diskutierfreudige: Bitte bitte die Frage nicht missverstehen!!! Ich finde Erziehungsratgeber in Ordnung, und würde niemals jemanden kritisieren oder gar verurteilen, der Bücher liest, die ich nicht lese. Grüße Franca

Mitglied inaktiv - 29.07.2003, 13:45



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

Liebe Franca und die anderen Mütter, man kann die Frage sehr unterschiedlich beantworten. Man muß sich natürlich fragen, warum man meint, die wichtigste und schwierigste Aufgabe in seinem Leben ohne jede -sagen wir einmal- Fachkenntnis erledigen zu können. Für jedes kleinste Gerät, das man kauft, gibt es eine Betriebsanleitung, und ein größeres Gerät würde man sich gar nicht getrauen anzuschalten ohne Anleitung. Aber ein Kind bekommt man einfach, weil Sexualität nicht schwer ist, und dann glaubt man, daß man einen ganzen Menschen mit all seinen seelischen und körperlichen Finessen einfach so drauf los großziehen kann. Früher half einem die Großfamilie, aber was wußte die eigentlich? Doch nur Erfahrungswissen und Traditionen. Heute gibt es einen inzwischen enormen Schatz an "Fachwissen", doch der liegt in wissenschaftlichen Arbeiten verborgen. ein gutes Fachbuch könnte da schon sehr positive Auswirkungen haben. Die Betonung liegt allerdings auf gut. Man könnte sich aber auch auf den Standpunkt stellen, zu sagen, ich erledige das alles im Moment und aus dem Bauch heraus, so wie ich meine, das es dem Kind und mir am wohlsten tut, und das wird schon intuitiv das richtige sein. Auch an dieser Haltung ist etwas Wahres dran. Im Moment werden die Eltern allerdings überschwemmt von einer Flut schlecht redigierter Bücher, deren Herausgebern es wohl nur um die schnelle Mark/Euro geht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.07.2003



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

Liebe Franca, als meine Tochter geboren wurde und wider Erwarten (grins) nicht 18 Stunden am Tag schlief, schon gar nicht in der Nacht, da habe ich mir auch allerlei Bücher zum Thema besorgt, u.a. auch das unsägliche "Jedes Kind kann..." (wurde mir von einer Mutter als "das wichtigste und beste Buch überhaupt" angepriesen). Gott sei Dank habe ich damals schon begriffen, dass das für mich nicht in Frage kommt und hatte auch ein anderes Buch, welches dieser Methode sehr kritisch gegenüberstand. Schließlich habe ich meinen eigenen Weg gefunden, ich habe nämlich gar nichts unternommen, mein Kind so gelassen, wie es ist und ihm einfach nur geholfen, indem ich es mit zu uns ins Bett nahm und ihm die nötigen Einschlafhilfen (herumtragen, streicheln, etc.) nicht verweigerte. Natürlich fühlte ich mich durch mein "Wissen" aus den Büchern trotzdem verunsichert - würde ich die "Quittung" noch geliefert bekommen? An dem Schlaf meiner Tochter (jetzt 14 Monate) gibt's übrigens absolut nichts zu beanstanden - sie schläft zwar nicht immer durch, aber ich kann gut damit leben! Ähnliche Erfahrungen machte ich mit zwei, drei Büchern, die teilweise völlig unterschiedliche Ansichten zum Thema Stillen vertraten. Auch hier klappte irgendwie nichts, und manchmal fühlte ich mich schon als Versager (vielleicht kennst Du ja die "Stillbibel" von Hannah Lothrop - nicht Stillen können gibt's da nicht und wer doch nicht kann, der will wohl nicht...) Was ich sagen möchte: irgendwie fand ich das alles eher verwirrend - natürlich kann man sich auch zusammenpuzzeln, was nun für einen selbst in Frage kommt, aber das ist doch eher anstrengend und besser (und günstiger!) kam ich selbst zu einer Lösung. Meiner Meinung nach wird da ein Haufen Geld mit der Unsicherheit gemacht und der Tatsache, dass viele Mütter in dieser Gesellschaft alleine dastehen (leider ist die Grossfamilie ja so ziemlich ausgestorben). Unsere lieben Mitmenschen tragen dann auch noch ihren Teil dazu bei, Mütter daran zweifeln zu lassen, dass sie eigenlich alles richtig machen. Ich finde aber, dass man so Gefahr läuft, zu verlernen, sich auf den eigenen gesunden Instinkt und Menschenverstand zu verlassen. Da passt auch die Bemerkung einer Freundin von mir, die Grundschullehrerin ist. Die meinte, es gäbe nur noch zwei Sorten von Eltern: den Einen ist alles sch...egal, die sieht und hört man nie und die Kinder sind auch entsprechend verwahrlost; die Anderen jedoch stehen ständig auf der Matte, hinterfragen alles, vermuten sofort, ihr Kind leide an Hyperaktivität, sei hochbegabt usw., usf... Das sind dann die "Überinformierten", die sich nicht entspannen können, um mal eine Entwicklungsstufe in Ruhe abzuwarten. Leider kann ich mich da auch nicht ganz frei von machen, schließlich tummele ich mich ja auch öfter in diesem Forum, stelle Fragen, bin unsicher... aber ich versuche durchaus, das in Grenzen zu halten. Puh, lange Antwort, aber irgendwie könnte ich gerade vom hundertsten ins tausendste kommen, deshalb mach ich mal Schluß LG Lotte

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 11:56



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

o.t.

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 12:30



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

Hallo Lotte, dein Beitrag fand ich gut. Ich habe weiter unten auch ein Buchtip gegeben und kann nur sagen, daß Jan-Uwe Rogge (Autor des Buches) ganz deiner Meinung ist. LG Sandy

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 13:10



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

Hallöchen, ich habe von Anfang an immer sehr viel nach meinem Gefühl gehandelt, wie jetzt auch noch. Ich denke und das ist meine ganz persönliche Meinung, viele Mütter, gerade die "neuen" lassen sich viel zu wenig von ihrem eigenen Gefühl leiten, sondern versuchen alles nach "Schema F" zu erledigen. Diese Ratgeber, egal ob sie sich nun um das Schlafen oder sonstige Erziehungsfragen drehen lassen oft unsere Kinder wie ein Fahrrad dastehen, das man einfach reparieren kann wenn etwas nicht so funktioniert wie es in der Gesellschaft als Norm angesehen wird. Ich habe mir in der Schwangerschaft natürlich auch dieses Stillbuch reingezogen, war ja ganz ok aber ne Wissenschaft braucht man aus dieser GANZ NATÜRLICHEN SACHE auch nicht zu machen oder?! Meine Kleine ist jetzt gut 1 1/2 und ich denke sie genau richtig so wie sie ist. Ein ganz normales Kind, mit allem Positiven und auch manchmal "Negativen". Natürlich macht JEDER mal Fehler, jeder kommt mal an die Grenzen seiner Belastbarkeit und reagiert vielleicht auch mal über, aber da hilft auch kein Ratgeber, sondern eher mal die beste Freundin........ und auch die eigene Einsicht die "Fehler" nicht nocheinmal zu machen. Ups doch mehr geschrieben als ich eigentlich wollte. Liebe Grüße Katja

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 13:45



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

Hallo, da es wohl um mein Posting geht: die Antwort von Lotte finde ich super! Allerdings gehöre ich eigentlich auch zu den "aus dem Bauch heraus-Müttern", zumindest denke ich das. Leider bin ich von sehr viel "Besserwisser-Müttern" und Kritikern umgeben. Hätte ich z. B. nicht das LLL-Handbuch der stillenden Mutter gelesen, wäre ich sehr unsicher gewesen, hätte die ersten drei Wochen sicher nciht überstanden. (Lara wird noch gestillt, mit 26 Moanten.) Und da ich mich oft sehr verunsichert fühle, bin ich halt auf der SUche nach dem "Erziehungsbuch", dass meine Einstellung bestätigt (bislang ist das Jesper Juul am besten gelungen). Soviel zur Erklärung. LG Stella

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 20:15



Antwort auf: sind Erziehungsratgeber norwendige Orientierungshilfen

mir geht es genauso, ich such nicht ein buch das mir eine gebrauchsanweisung für den umgang mit meiner tochter liefert, sondern eher sowas wie den theoretischen hintergrund für das, was ich "bauchmässig" sowieso gut finde. drum les ich ja auch hier (c: allerdings darf man auch nicht vergessen, dass viele leute aufgrund ihrer eigenen geschichte "mal den arsch versohlen", schreien lassen usw. auch "aus dem bauch heraus" gut finden, einfach weil ihr gefühl von klein auf nicht mehr wirklich etwas mit ihren bedürfnissen zu tun hat. da können gute ratgeber nicht schaden, wenn es denn gute wären... lg sandra

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 21:30