Frage: Sichere Bindung - selbstbewusstsein

Hallo Herr Dr. Posth! Unser Sohn ist nun 2 Jahre und fast 2 Monate alt. Ich wollte mal nachfragen, wie man in dem Alter eine sichere Bindung feststellen kann! Er war von Anfang an sehr genügsam und zufrieden und ruhig. Jetzt ist er eigentlich jedem sehr offen - nur im Moment schämt er sich manchmal etwas. Er bleibt ohne Probleme bei Oma und Opa oder bei Tante und Onkel... und freut sich mich wieder zu sehen. Er spricht jetzt in 3-5 Wortsätzen und ist gerne mit Kindern zusammen. Nur in einer größeren Kindergruppe ist er am Anfang manchmal etwas anhänglich. Mich wundert nur, das er sich öfter die Spielsachen abnehmen läßt und sich nicht wehrt. Ist das normal? Gestern wollte ein Mädchen was ½ Jahr älter ist etwas haben was er hatte – er wehrte sich zwar schon aber gab dann nach. Später ermahnte er sie sogar wegen irgendwas aber meistens gibt er nach. Andererseits stiftet er aber auch manchmal andere Kinder zu Unsinn an. Seit einiger Zeit (Wochen oder schon Monate) schleppt er dauernd ein altes T-Shirt und ein-drei Schnuller mit sich herum. Diese Phase hatte er letzten Sommer schon mal. Außerdem zieht er uns ab und zu an den Haaren ohne eigentlichen Grund aber bei Kinder macht er es (noch) nicht. Ansonsten ist er sehr lustig und lacht schon immer viel. Er möchte aber nicht so gerne auf ein Klettergerüst klettern und auch nicht von irgendwo herunterspringen aber ich denke, das hängt mit seiner Größe zusammen, da er bereits ca. 1 m groß ist. Mein Schwiegervater meinte in der Zeit als mein Sohn ziemlich anhänglich war, daß es bei meinem Mann (Kindsvater) aber nicht so schlimm gewesen ist. Heißt das, daß mein Mann eine sichere Bindung hat (hatte) und mein Sohn nicht? Er war mit ca. 10 Monaten mal ne halbe Stunde beim Opa und fühlte sich nicht so wohl. Wir versuchten es dann erst ein paar Monate später wieder, weil ich zum Arzt mußte und er weinte oder quängelte 2 Stunden lang und freute sich als ich wieder da war und ließ sich schnell beruhigen. Doch ich hatte das Gefühl, daß er seit dem etwas anhänglicher war. Jetzt allerdings nur noch, wenn wir wo fremd hinkommen oder er die Leute nicht kennt und dann nur für kurze Zeit. Ist es eigentlich schlimm für eine sichere Bindung, wenn man das Kind im zweiten Lebensjahr etwas quängeln lässt (nicht weinen)vor dem einschlafen? Wenn er nach mir rief, bin ich entweder hin oder hab geantwortet. Habe ihn aber nicht oft quängeln lassen... Er schläft seit fast einem Jahr bei uns im Bett und wir legen uns dann mit ihm hin. Am Anfang schlief er allein in seinem Bett ein. Nach einiger Zeit wollte er nicht so richtig und wir probierten einiges aus. Leider auch einmal Ferber (1Std - ich bereue es sehr). Wir waren in der Zeit auch immer bei ihm trugen ihn oder beruhigten ihn auch mal in seinem Bett. Ansonsten haben wir viel mit ihm geschmust und er hat dann auch die halbe Nacht bei uns geschlafen. Gestillt habe ich ihn 5 Monate voll und dann noch bis 8 Monate. Ich habe es immer so gehalten, daß ich, wenn er sagte "Mama mit" (zuhause oder woanders) ihn erstmal dazu ermutigen wollte es alleine zu versuchen oder zu den Kindern zu gehen - wenn er dann nochmal fragte, ging ich mit. Manchmal ging er dann auch mit Papa oder Oma oder ab und an mit Freunden.Ist oder war das O.K.? Er unterhält sich mit Fremden, er kauft sich selbst Überraschungseier, er will alles alleine machen, er spielt oft alleine, er bleibt woanders und freut sich, wenn ich wiederkomme, er ist gerne mit Kindern zusammen – also meiner Meinung deutet alles auf eine sichere Bindung hin - aber er wehrt sich nicht so richtig, wenn jemand ihm was wegnimmt... Ich denke dann immer, daß ich schon einige "Erziehungsfehler" gemacht habe und habe dann ein ganz arg schlimmes Gewissen und hoffe, daß er trotzdem eine sichere Bindung hat und sehr selbstbewußt wird. Danke Gruß ML

Mitglied inaktiv - 13.04.2004, 15:07



Antwort auf: Sichere Bindung - selbstbewusstsein

Liebe Moni, es bringt meist nicht viel, so viele Eigenschaften eines Kindes hier aufzuzählen, man kann aus solchen Beschreibungen keine sicheren Schlüsse ziehen. Außerdem eignet sich das Internet dafür nicht, Kinder testen zu lassen. Man muß ein Kind schon erleben, um etwas über seine Bindungsfestigkeit oder seinen Charakter zu sagen. Aber was Sie von Ihrem Sohn schreiben, deutet schon auf eine sichere Bindung hin. Quengelei und Hinnahme von Untersagungen gehören zum Alltag im Umgang mit Kleinkindern. Wenn diese das nicht aushielten, gäbe es nie eine gesunde Entwicklung. Aber das hat natürlich Grenzen, und mutwilliges Frustrieren des Kindes, um es aus erzieherischen Gründen zu konditionieren und das gegen seine Grundinteressen, das setzt jede sichere Bindung aufs Spiel. "Ich" sagen und begreifen die meisten Kinder zwischen 2 und 2 1/2. Und Trotz ist jetzt wichtig für die Entwicklung zur Selbständigkeit (s. mein Langtext, Teil 3). Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.04.2004



Antwort auf: Sichere Bindung - selbstbewusstsein

Hallo! Außerdem ist er im Moment sehr trotzig. Er sagt schon seit ein paar Monaten, wenn er woanders bleiben will (auch schonmal über nacht). Wenn er sich weh getan hat oder weint, will er meistens zu mir aber hat sich auch schonmal von anderen vertrauten Personen trösten lassen. Wenn wir z.B. bei uns im Keller sind und ich will wieder nach oben - sagt er er bleibt unten und ich kann gehen - er kommt dann irgendwann nach. Wann sagen Kinder denn eigentlich ICH zu sich selbst? Das macht er nämlich noch nicht... Danke

Mitglied inaktiv - 13.04.2004, 17:38



Antwort auf: Sichere Bindung - selbstbewusstsein

...spielt oft alleine soll heissen er kann sich gut alleine beschäftigen...

Mitglied inaktiv - 13.04.2004, 18:15



Antwort auf: Sichere Bindung - selbstbewusstsein

Hallo, bei meinen Töchtern war das mit "ich" so: 1.) die ältere Tochter hat vom "du" (für sich) auf das selbstbezogene "ich" mit etwa 2 1/2 Jahren "gewechselt". Für uns war das nachvollziehbar, da dies irgendwie doch eine gewaltige geistige Leistung ist und eine gewissen Abstraktion verlangt, da wir sie auch immer mit "du" angesprochen haben und das "ich" für uns benutzt haben. 2.) Interessant war aber, dass die kleiner Tochter sofort mit dem "ich" begonnen hat (d.h. mit ca. 16-18 Monaten) und nicht den "Umweg" über das selbstbezogene "Du" gegangen ist. So wie mit dem gehen lernen finden wahrscheinlich unterschiedliche Kinder auch die unterschiedlichsten Wege dies zu erreichen. mfG Bernd

Mitglied inaktiv - 14.04.2004, 11:51



Antwort auf: Sichere Bindung - selbstbewusstsein

Achja - vorm Arzt hat er überhaupt keine Angst - auch nicht, wenn ich vorher davon erzähle oder er eine Spritze bekommt. Eher schaut er dabei zu. Letztes Jahr hat er sich am Bein verbrannt und der Arzt hat ihm an den Brandblasen rumgeschnitten (ohne Betäubung)- er saß bei mir im Arm und machte keinen Ton und schaute einfach zu. Die Ärzte und Schwestern waren sooo begeistert von ihm, weil sie sowas bei einem Kleinkind noch nicht erlebt hatten... Außer beim Zahnarzt, da der Arzt nicht besonders auf ihn eingegangen ist... ML

Mitglied inaktiv - 15.04.2004, 15:54



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