Frage: Sensibilität

Sehr geehrter Hr Dr Posth, Mein Sohn reagiert auf äußere Eindrücke sehr sensibel, schon immer.Er hat als Säugling auch schnell geschrien und ließ sich nur durch die Brust beruhigen.Jetzt, mit 2,5 J reagiert er zB auf Weinen von Babys (fragt "was ist denn los"?), will trösten und dass es aufhört, oder auf Gefühlsausbrüche (von anderen: Wut seines Opas) sehr beschämt, oder auch auf laute Geräusche draussen "zu laut"/hält sich dich Ohren zu, regt sich schnell auf.Wenn ich zu Hause keine Zeit für ihn habe, legt er sich mit Schnuller aufs Bett, so als könnte er nicht alleine spielen, in meinem Beisein puzzelt er, macht Rollenspiele etc. Ich habe mal von Hochsensibilität bei Menschen gehört,die einfach alles stärker wahrnehmen.Ist denn eine gewisse "Abhärtung" nicht auch nützlich? Ich frage, weil sein gleichaltriger Cousin kaum reagiert.Was ist Ihre Erfahrung?MfG, Helen

von HelenMarie am 13.08.2012, 07:17



Antwort auf: Sensibilität

Hallo, nein, abhärten gegen besondere seelische Empfindlichkeit oder besser Empfindsamkeit funktioniert nicht, weil man gleichzeitig die Ressourcen für das vernichtet, was man erreichen will. Das Kind selbst muss Kräfte in sich aufbauen, um mit seiner Sensibilität fertig zu werden. Diese Kräfte erwachsen ihm aus dem Gefühl hoher Selbstwertigkeit und dem zugehörigen Selbstbewusstsein. Die erziehrische Aufgabe ist die, sein Kind einerseits zu schützen ohne mit Überbehütung zu erdrücken und andererseits es seine Erfahrungen machen lassen, denen man dann in geeigneter Sprache Erklärungen anfügt. Manchmal muss auch einfach nur beschwichtigen, wenn aggressive Reaktionen mit ins Spiel kommen. Erwarten an seine Eltern, mit ihm zu spielen, hat nahezu jedes Kind. Darin liegt keine besondere Empfindlichkeit. Diesem Bedürfnis kann man nicht immer in gewünschter Weise nachkommen. Daher muss man sich Strategein überlegen, wie man die Langeweile eines Kindes am besten unter Kontrolle bekommt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.08.2012