Mein Sohn, fast 6, ist sehr intelligent und einfühlsam. Ich merke allerdings, dass er sehr zwanghaft ist, alles muss genau festgelegt sein, nichts darf aus der Bahn geraten. Er weiss wirklich viel und schlägt sich selbst wenn er mal "dumm" ist wie er sagt. Zudem kann er nicht verlieren beim Spielen und fängt sofort an zu weinen und schreien. Wenn ich mit ihm schimpfe fragt er immer ob ich ihn jetzt nicht mehr liebe.
Ich habe Angst, dass er sich zu sehr unter Erfolgsdruck setzt,ein Problem das Mama und Papa auch haben, aber wir haben ihn immer positiv bestärkt.
Ich frage mich jetzt ob es zuviel war und er glaubt wir würden ihn nur lieben, wenn er gewinnt und viel weiss.
Am meisten Kopfzerbrechen macht mir seit gestern, dass er bei einer Meinungsverschiedenheit mit seiner Oma weinend meinte er würde sich umbringen.
Für mich klingt es so als glaube er wenn wir schimpfen, würden wir ihn weghaben wollen.
Ich mache mir grosse Sorgen...
Was können wir konkret tun. danke dani
Mitglied inaktiv - 05.11.2007, 10:35
Antwort auf:
Selbstbewusstsein
Stichwort: zu hoher Erfolgsdruck
Hallo, was man als Eltern häufig gar nicht merkt ist, wie sehr sich das eigene Denken und Handeln auf die eigenen Kinder überträgt. Dazu bedarf es keines erziehrsichen Aktes, sondern nur des entsprechenden Vorbilds und das wirkt schleichend und von beiden "Parteien" weitgehend unbemerkt. Insofern ist es etwas trügerisch, wenn man meint, das man seinem Kind ja in diese Hinsicht gar nicht geprägt hat, weil man sich dem Kind gegenüber ja ganz anders verhalten hat, als man ist. Aber wie man ist, das spürt man selbst ja gar nicht, und wenn wie in Ihrem Fall sogar beide Eltern in dieselbe Richtung tendieren, dann gibt es auch kein spontan dagegen haltendes Korrektiv. Insofern äußert Ihr Sohn Dinge, die von Ihnen ausgegangen sind, und er fühlt sich dabei offensichtlich nicht wohl, denn er kann diesen Standart nicht halten. Dass Sie ihn kräftig loben, ist zwar richtig, aber keine Entlastung für ihn, denn Sie werden ihn hauptsächlich dann loben, wenn er Ihnen gefällt und nicht wenn er sich gefällt.
Die Äußerung, sich umzubringen muss aus irgendeiner Quelle stammen, denn in seinem Alter ist der Tod für den Menschen noch kein realer Ausweg. Ihm geht es nur um das Fortsein und damit um die Ersparung einer Enttäuschung seiner Eltern durch sein Sosein. Aber dieses Empfinden sollten sie unbedingt mit ihm besprechen und ihm versichern, in Zukunft mehr auf ihn und seine Möglichkeiten und Wünsche zu achten und weniger die eigenen Erwartungen an ihn heranzutragen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.11.2007