Lieber Dr. Posth, ich habe eine Frage zu meinem fast 3-jährigen Sohn. Im letzten Jahr bin ich zeitweise wieder Arbeiten gegangen und er war gut versorgt, anfangs hat er ein wenig geweint, wenn ich ihn morgens bei meiner Freundin abgesetzt habe, nachher konnte er sich lachend verabschieden. Ab August kam er in eine Mama-hat-frei-Gruppe für 3 Stunden in der Woche, auch dort verabschiedete er sich und hatte einen schönen Vormittag. Schlafengehen war bis dahin meist kein Problem, wir legten ihn hin und er schlief.
Seit der Geburt seines Bruders im Oktober bleibt er jetzt in besagter Spielgruppe nicht mehr und schreit und weint, wenn ich weggehen will, auch wenn er vorher schön gespielt hat. Und schlafen möchte er meist auch nicht mehr in seinem Bett. Ich versuche Kompromisse, das er jetzt noch seine Milch bei dem Kleinen und mir trinken darf und dann in sein Bett gehen soll, das hat jetzt gestern einmal funktioniert, aber im Laufe der Nacht kommt er dann wieder. was kann ich tun?
Mitglied inaktiv - 21.02.2011, 08:51
Antwort auf:
Seit Geschwisterkind da ist hat mein Sohn Trennungsangst was tun?
Hallo, wenn ein Geschwisterkind zur Welt kommt, dann ist das ältere Kind zunächst einmal mit einer Art Verlust konfrontiert. Denn die Mutter ist auf einmal nicht mehr nur noch seine Mutter, sondern auch die eines anderen Menschen. Diesen Verlust quittiert das Kind mit jetzt im Alter aufkommender Trauer und auch mit Wut. Dabei geht es selbst in die Regression (s. gezielter Suchlauf) und verarbeitet so seine Gefühle. Aber Regression bedeutet vorübergehender Entwicklungsrückschritt.
Daher ist für das ältere Kind der Vater jetzt sehr wichtig. Einerseits geratiert er den Fortgang der Loslösung, andererseits ersetzt er bis zu einem gewissen Grad die Mutter. D.h. Ihr Mann ist jetzt noch stärker als bisher "gefordert". Sie selbst können Ihrem Sohn auch helfen, indem Sie ihn etwas in die Pflege des Geschwisterchens mit einbeziehen. Die Spielgruppe sollte vielleicht vorübergehend aussetzen, bis sich alles wieder normalisiert hat. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.02.2011