Frage: Sehr gefühlsbetont

Hallo Herr Dr.Posth, im August hatten wir uns schon mal wg unserer Tochter (23Mon) gewandt (id=42299), dank Ihren Tips ist sie schon viel offener und entspannter in diesen Situationen geworden! Uns fällt immer wieder auf, das sie bei "traurigen" Kinderliedern (Häschen in der Grube, Hänschen klein ect) oder langsamen Liedern wie Schlaflieder anfängt zu weinen! Dasselbe passiert wenn sie ein Kinderbuch anschaut wo jemand weint ,zb die kleine Ziege in "Lachen Weinen Wütendsein". Ist das "normal"? Wie können wir ihr da helfen?Ich bin auch ein sehr gefühlsbetonter Mensch, liegt es an den Genen? Vielen Dank und viele Grüße!

Mitglied inaktiv - 15.11.2010, 12:32



Antwort auf: Sehr gefühlsbetont

Stichwort: Empathie Hallo, Gene bestimmen zumindest mit, wie die grundsätzliche Gefühlslage eines Menschen vorgefertigt ist. Daher gibt es ängstliche und vorsichtige Kinder und richtige Draufgänger, ohne dass man als Eltern irgendetwas dazu getan hätte. Aber neurdings weiß man auch, dass der Umwelteinfluss im frühen Kindesalter ganz viel dabei mitbetimmt, welche Gene aktiviert und vertärkt werden und welche unterdrückt oder sogar abgestellt werden werden. Das nennt sich jetzt Epigenetik. Also: man hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Charakter und die Persönlichkeitsgestaltung seines Kindes. Ihre Tochter scheint ein eher ängstlicher und sehr gefühlbetonter Mensch zu sein, der schon früh sehr viel Empathie entwickeln kann. Allerdings vor der echten Empathie ist das Mitfühlen mit dem Schicksal Anderer noch so etwas wie eine Übertragung dessen Gefühlsausdruckes auf sich selbst. Ganz am Anfag steht dabei das Hören. Wenn eine anderes Kind weint, weint es selbst mit. Das nennt sich Affektansteckung. Auch beim Lachen funktioniert das. Später bewirken dasselbe auch Bilder und Geschichten. Sie können Ihrer Tochter helfen indem Sie sie dann trösten und ihr erklären, dass es eine guten Ausgang der Geschichte gibt, ob er nun im Buch drin steht oder nicht. Ihre Tochter glaubt Ihnen mindestens soviel wie dem Buch. Die Gefahr der zu hoehen Identifikation mit dem Anderen ist bei Kindern groß. Daher ist es wichtig, ihnen immer einen guten Ausweg aufzuzeigen. Viele Grüße und wieder danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.11.2010