Hallo, herr Dr. Posth,
meine Tochter (29 Mon.) ist seit jeher nicht besonders schnell auf fremde Menschen zugegangen. In den letzten zwei, drei Monaten ist sie jedoch extrem schüchtern: Sie schaut der Person nicht mehr in die Augen, sondern sieht auf den Boden. Wenn sie sich ihr nähert, versteckt sie sich bei mir / ihrer Oma / ihrem Vater - sollte das nicht gehen, bekommt sie Angst u. fängt an zu weinen. Hatte sie ein wenig Zeit, mit dem ihr unbekannten Menschen warm zu werden, wird sie wieder etwas entspannter u. lacht ihn sogar an. Wie ist dieses Verhalten zu erklären? Im August soll sie in den Kindergarten. Kann ich sie überhaupt mit ruhigem Gewissen dorthinschicken, wenn sie sooo stark "fremdelt"???
Danke für Ihre Antwort
Katharina
Mitglied inaktiv - 24.04.2006, 14:08
Antwort auf:
Schüchternheit
Liebe Katharina, bei einem solchen Verhalten spricht eigentlich nicht mehr von Fremdeln. Es handelt sich eher um eine Fremdenangst. Schüchternheit basiert sicher zu einem gewissen Teil auf einer Veranlagung zu defensivem Verhalten. Den Hauptgrund sehe ich allerdings in einer schlechten Loslösung und einem Mangel an Selbstbewußtsein. Beide Begriffe sind Bestandteil meiner Forumsberatung und im gezielten Suchlauf oder auch im auch allgemeinen Suchlauf erklärt. Nicht zuletzt ist da noch der Langtext, link oben links, hierzu insb. Teil 3.
Nun kann ein 2einhalbjähriges Kind noch nicht sehr viel Selbstbewußtsein aufgebaut haben, aber eine ausreichende Loslösung müßte in Gang gekommen sein. Am Anfang ist Selbstbewußtsein eine zerbrechliche Sache. Da genügen manchmal ein paar größere Mißerfolge im Kontaktschluß zu anderen Menschen, und das ganze Konstrukt bricht erst einmal in sich zusammen. So etwa verstehe ich die augenblickliche Lage Ihrer Tochter. Vielleicht schreiben Sie mir noch einmal etwas genauer über den bisherigen Verlauf. Dann kann ich Ihnen besser Ratschläge geben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.04.2006