Lieber Dr. Posth,ich bin mir nicht sicher, wie ich dieses Verhalten meines Sohnes (3 1/2) beurteilen und behandeln soll: Egal wem er begegnet (guten Freunden, Großeltern etc.), er verweigert immer am Anfang das Sprechen. Je nachdem, wie er gelaunt ist, spricht er dann nach einigen Minuten bis zu einer Stunde. Wenn er aufgetaut ist, spricht und benimmt er sich dann normal, auch wenn die Leute am Anfang fremd waren. Ist das eher ein "Problem", was ich habe, weil ich mich immer etwas schäme, wenn er kein "Hallo" erwidert und auch auf Fragen nicht antwortet? Sollte ich ihn da mehr fordern/sanften Druck ausüben, dass er auch Hallo etc. sagen muss? Die Großeltern reagieren oft verärgert, schimpfen mich als Glucke, die ihre Kinder zu sehr an sich bindet etc. Ich bin eine sehr überfürsorgliche und ängstliche Mutter, habe aber selber keine sozialen Ängste. Mein jüngerer Sohn (16 Monate) fängt jetzt auch schon an, den Blick abzuwenden, wenn jemand ihn anspricht
von
AndreaOtt
am 05.09.2011, 10:56
Antwort auf:
Schüchternheit und Trotz ist das ein Problem?
Stichwort: Schüchternheit und Gruppenverhalten
Hallo, mit 3 1/2 Jahren besitzen Kinder noch wenig Fertigkeiten im sozialen Umgang mit Erwachsenen. Wenn sie von Natur aus etwas defensiv und damit schüchtern veranlagt sind, dann trauen sie sich im Umgang mit Erwachsenen noch nicht viel zu. Um aber nicht aufzufallen mit ihrer "Schwäche", tun sie das, was auch später alle Menschen dann tun, sie versuchen der Konfrontation auszuweichen. Das geht gut, wenn sie sich hinter dem Körper ihrer Bezugperson verstecken können, oder wenn sie nichts sagen und so tun als hätten sie nichts gehört hätten. Sobald das Selbstbewusstsein wächst und die vermeintliche Schwäche überwunden ist, gelingen dann auch erste Kontakte dieser Art. Das kann man natürlich ein bisschen trainieren, in dem man sein Kind bittet, im Geschäft am Einkauf teilzunehmen und anschließend vielleicht zu bezahlen oder in einem Restaurant seine Bestellung alleine aufzugeben. Aber es hat keinen Sinn, darauf dann zu beharren, wenn das Kind partout nicht will. Unter 4 Jahren haben aber solche "Übungen" wenig Sinn. Da reicht dann das Selbstbewusstsein in der Regel noch nicht aus. Aber es gibt durchaus überraschende Ausnahmen unter den Kindern. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.09.2011