Frage: Schreiphasen

Hallo Herr Dr. Posth, eigentlich haben wir uns mittlerweile damit abgefunden, dass unsere Tochter (14 Wochen alt) gegen Abend/Nachmittag Ihre Schreiphasen hat. Manchmal mehr, manchmal weniger und es gab auch schon ein paar Wochen, da war gar nichts. Man sagt ja, die Babys verarbeiten den Tag wenn sie schreien. Unsere Tochter schreit aber derzeit wieder so heftig, dass sie selbst rumtragen/sanftes wiegen nur schwer beruhigt. Selbst trinken (sie wird noch voll gestillt) will sie dann nicht. Man muß sie regelrecht zum einschlafen bringen, damit sie im Halbschlaf trinkt. Recht nervig manchmal !! Sie macht sich beim Schreien richtig steif und zieht die Ärmchen an und schwitzt mit knallrotem Kopf. Ist das normal ??? Tagsüber spielt sie friedlich, blabbert viel, ist ziemlich neugierig, und will am liebsten nur zum sitzen und stehen hochgezogen werden. Vielleicht kann sie schon zu viel für ihr Alter?? Sie zappelt manchmal beim Spielen/Beobachten vor lauter Aufregung heftig und reißt die Augen weit auf, dass ich Angst habe, sie bekommt einen Herzinfakt. Danke für Ihre Meinung

Mitglied inaktiv - 24.01.2003, 23:44



Antwort auf: Schreiphasen

Hallo, ich weiß nicht, ob Sie sich schon an das hiesige Forum für Schreibabys gewandt haben. Deshalb von mir nur einige "kurze" Hinweise. Körperliche Ursachen für das Schreien müssen ausgeschlossen sein, z.B. Blähungskoliken, die es tatsächlich gibt, oder sehr frühe Zahnungsprobleme, oder vielleicht auch ein Infekt mit Ohrenschmerzen. Die Geschichte mit den zuvielen Wahrnehmungen und der Verarbeitung am Abend ist eine reine Hypothese. Allerdings sind die Abende in der Familie oft anstrengender und unruhiger. Z.B. kommt der Vater nach Hause, es muß Abendessen gemacht werden, Geschwister quengeln und die Mutter ist vom Tag erschöpft. Aber auch der ureigene Tagesrhythmus des Säuglings, der jetzt immer deutlicher zutage tritt, spielt eine Rolle. Das von Ihnen beschriebene Schreien zeugt von starker Erregung und innerer Panik. Offenbar kann durch Ihre Zuwendung nicht genug Beruhigung auf Ihre Tochter übergehen. Folglich wäre es empfehlenswert, bewußt die abendlichen Anstrengungen auszuschalten, vielleicht einen späten Spaziergang allein mit Ihrer Tochter zu unternehmen, gemeinsam entspannende Musik hören und dabei mit dem Kind im Arm etwas tanzen, etc. Forciertes Stillen ist eher kontraproduktiv. Besser wäre etwas Tee aus dem Fläschchen oder manchmal auch ein Beruhigungssauger. Auch wenn das Herumtragen nicht sofortige Beruhigung erzielt, ist es die beste Methode, dem Kind Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Tragehilfen gibt es in unterschiedlichsten Variationen. Immer daran denken, das Vertrauen, das Sie mit Ihrer Geduld jetzt im Kind erzeugen, ist ein Garant für eine spätere günstige Einordnung in die soziale Gruppe. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.01.2003