Hallo, unser Sohn (11 Monate) ließ den Schnuller beim Aufstehen bis jetzt immer bereitwillig in seinem Bett zurück. Nun habe ich gestern mal die Probe aufs Exempel gemacht und den Schnulli tagsüber in Reichweite ins Kinderzimmer gelegt. Prompt ist unser Schatz freudig darauf zu gekrabbelt und hat ihn fast den ganzen Tag im Mund behalten. Ich habe aber einige Vorurteile über Schnuller, und Sie können mir sicherlich helfen, diese aufzulösen oder vielleicht gibt es auch berechtigte Einwände?
1)Seine orale Phase nimmt langsam ab, er steckt nicht mehr alles gleich in den Mund, vertraut immer mehr seinen Händen. Ist es nicht falsch, ihn zu diesem Zeitpunkt an den Nucki zu gewöhnen? Kann das nicht eine orale Fixierung bewirken?
2)Wenn der Schnuller nicht da ist, ist er auch ohne ihn vergnügt, nur wenn er ihn sieht, will er ihn sofort haben. Wäre es nicht besser, ihm den Schnuller z.B. nur zu geben, wenn er müde oder quengelig ist? Auch die Brust ist ja nicht rund um die Uhr verfügbar.DANKE
Mitglied inaktiv - 12.06.2006, 21:57
Antwort auf:
Schnuller
Stichwort Übergangsobjekt
Hallo, der Nuckel oder Sauger als orales Übergangsobjekt übt auf einen Säugling oder ein Kleinkind eine Beruhigungsfunktion aus, die dazu dient, starke Gefühle und Affekt innerlich, d.h. wie selbständig zu regulieren. Ohne ein solches Übergangsobjekt brauchen der Säugling und das Kleinkind bis etwa 4 Jahre hierfür immer noch die Bezugsperson (prim., triad.-sek. oder Ersatz-) als Ko-regulation.
Das bedeutet aber, daß ein Kind, welches gerade glücklich und zufrieden durch die Wohnung läuft und sich mit den Dingen, die ihm begegnen, beschäftigt und spielt, keinen Nuckel braucht. Man muß also dem Kind seinen Nuckel nicht hinterher tragen. So gesehen haben Sie Recht, wenn sie sagen, daß der Nuckel nur für bestimmte Zwecke zur Verfügung stehen muß.
Die Sorge vor Kieferfehlstellungen oder oraler Fixierung läßt sich meines Erachtens leicht zerstreuen. Kieferfehlstellungen entstehen nur bei entsprechender Veranlagung und extremem Gebrauch und sind korrigierbar. Die orale Fixierung weicht im Laufe der psych. gesunden Entwicklung den zunehmenden emotionalen und geistigen Fähigkeiten, mit dem Ansturm der Gefühle autonom umzugehen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 15.06.2006