Frage: Schneewittchen-Kind Teil 2

Hallo, Hr. Dr. Posth, ich schreibe noch mal wg. meiner Tochter (ich habe letzte Woche schon mal geschrieben: http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/beitrag.htm?id=33886&step=1). Eigentlich hat die Erzieherin nichts schlimmes zu ihr gesagt, sie hat sie nur freundlich gefragt, was sie denn so toll an Schneewittchen findet. Sie hat sogar den Vorschlag gemacht, sie könnte das Buch mitnehmen zum Kindergarten, oder die Hörspielkassette, vielleicht mögen das die anderen Kinder auch anhören. Sie hat aber abgeblockt und auf die Fragen der Erzieherin nicht geantwortet, ich würde schon fast sagen, dass es ihr irgendwie peinlich war. Ich würde sagen, ihr macht bei derartigen Märchen „das Böse“ Eindruck. Sie mag bei Schneewittchen die Hexe unheimlich gerne. Sie hat jetzt auch Cinderella und Hänsel und Gretel für sich entdeckt. Da findet sie auch die böse Stiefmutter bzw. die Hexe, die Hänsel in den Backofen schieben will, besonders spannend. Naja, sie lässt sich aber gut ablenken, also es ist ja nicht so, dass sie sich deswegen in ihr Zimmer verkriecht. Ich würde sagen, ihr Sozialkompetenz ist altersentsprechend gut. Sie ist sehr kontaktfreudig und versteht auch das Gefühlsleben anderer Kinder. Sie geht jetzt noch 2 x in der Woche zum Spielkreis, da ist das Problem, dass sie – laut Erzieherin – von der Entwicklung her weiter ist, als die anderen Kinder. Das wird sich aber ab August geben, da geht sie nämlich in den „richtigen“ Kindergarten, jeden Tag 5 Std./Tag, in eine gemischte Gruppe, also wo auch ältere Kinder sind. Naja, würden Sie sagen, solange sie sich noch von dem Märchen ablenken lässt, ist das in Ordnung?

Mitglied inaktiv - 19.05.2008, 10:55



Antwort auf: Schneewittchen-Kind Teil 2

Hallo, ja das, was ich über Ihre Tochter von Ihnen erfahren habe, erscheint mir alles noch völlig normal zu sein. Das Böse ist nicht nur für Ihre Tochter faszinierend. In einer gewissen Weise erfasst die damit verbundene Spannung jedes Kind und macht auch den besonderen Reiz der Märchen aus. Darüber, warum das so ist, könnte man jetzt stundenlang philosophieren, aber das will ich Ihnen ersparen. Auf jeden Fall können sie die Empfindungen Ihrer Tochter zum Anlass nehmen, mit ihr über ihre gefühle zu reden. Sie scheint ja tatsächlich schon eher weit in ihrer Entwicklung zu sein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.05.2008