Frage: schlechte mutter? leider etwas länger..

hallo dr. posth, ich habe gerade einen bericht über kindermißhandlung gelesen und könnte eigentlich heulen.. nicht weil es so schrecklich ist was es für schlimme misshandlungen gibt, sondern weil ich mich TEILWEISE selbst wiedererkannt habe. ich weiss das ich mit meiner wut (wenn die kinder - fast 3 J. und 6 Monate - nicht hören) ein problem habe, ich war auch schon zur kur deswegen, habe an meditationskursen teilgenommen und demnächst beginne ich einen erziehungskurs. trotzdem habe ich mich manchmal nicht unter kontrolle. ich schlage meine kinder nicht (auf jeden fall nicht SO, nur leicht auf den po) ich bin anders grob zu meinem grossen wenn er mich zur weissglut bringt. d.h. fest zupacken, mit gewalt zähneputzen etc.. natürlich werde ich in solchen situationen auch ziemlich laut. hinterher ärgere ich mich masslos über mich! 1. kostet es unwahrscheinlich viel kraft so ´böse` zu sein, zweitens habe ich ein derart schlechtes gewissen was ich den kindern damit antue!!! und 3. hab ich angst vor der reaktion der nachbarn (manchmal denke ich das mir das jugendamt auf den hals geschickt wird..) auch die kleine tut ja nichts mit absicht, wenn wie z.b. den brei überall verschmiert oder mich auf dem wickeltisch in den bauch tritt, trotzdem könnte ich auch in solchen situationen auch manchmal aus der haut fahren. wobei mir aufgefallen ist, das ich auch nur gereizt reagiere, wenn die situation eh schon gespannt ist oder ich eigenlich was anderes zu tun hätte, statt übers zähne putzen zu debattieren.. Was kann ich tun? bzw.. Bin ich wirklich so eine schlechte mutter? (Bitte verstehen sie mich nicht falsch. Wir kommen aus geordneten Verhältnissen und uns fehlt es an nichts!) Was tu ich den Kindern damit an? Wie kann ich das je wieder gutmachen?????? Vielen Dank fürs lesen und einen Rat. mit freundlichen Grüssen B.

Mitglied inaktiv - 18.09.2003, 13:46



Antwort auf: schlechte mutter? leider etwas länger..

Hallo, es ist schon richtig, wenn die anderen Mütter sagen, der erste Schritt sein Verhalten zu ändern ist der, zu erkennen, daß das eigene Verhalten nicht in Ordnung ist. Das ist bei Ihnen so, und das ist gut. Die zweite entscheidende Sache ist die, verstehen zu lernen, warum man als Erwachsener eigentlich so wütend wird, wenn die Kinder nicht spuren. Liegt es a) an der eigenen Lebenssituation, z.B. kein Partner, keine familiäre Unterstützung, kein Geld, unter Zeitdruck stehen, zu vielen Ansprüchen ausgesetzt zu sein, usw., oder b) weil man keine Geduld hat, weil man sich selbst gekränkt fühlt, wenn die Kinder so reagieren, weil man selbst als Kind nie so hat sein dürfen, weil man selbst als Kind bestraft und geschlagen wurde, usw. Diese Fragen muß man sich stellen und für sich beantworten und klären. Notfalls braucht man dazu psychologische Hilfe, die es ja in den meisten Städten und Kommunen als Beratungsstellen für Erziehungsfragen angeboten gibt. Jetzt kann man hingehen und Schritt um Schritt analysieren, was zu Hause falsch läuft und wie man es ändert, und zwar durch Änderung der eigenen Reaktionen. Die Kinder ändern sich erst dann, wenn ihre Eltern sich verändern. Der erste Schritt muß von den Erwachsenen ausgehen. Es gibt nur eine Umkehrung hierzu, und die ist meistens fatal für die Kinder, wenn nämlich die Kindern Verantwortung für Ihre Eltern übernehmen wollen und anfangen, für diese zu sagen. Das nennt man Parentifizierung, die Kinder überheben sich und behalten häufig lebenslange Schäden. Nein, es muß schon umgekehrt sein. Die Erwachsenen, die Eltern müssen die Verantwortung für ihre Kinder tragen. Praktische Hilfen bekommen sie auch hier über den Suchlauf mit bestimmten Stichworten, wie "Trotz", "Hauen", "Aggression", "Impulsivität", usw. Viele Grüße Erst wenn das für einen klar ist, kann man Strategien entwickeln, wie man im eigenen Bereich mit den Kindern vorgeht.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.09.2003



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Ich bin nicht Dr.Posth,und kann dir sicher auch keinen Ultimativen Rat geben :0(,möchte dir aber trotzdem was schreiben. Ich denke du bist von daher keine schlechte Mutter,denn eine schlechte Mutter kümmert sich einen Dreck darum,was sie ihren Kindern mit solch einem Verhalten antut und ist sich auch über die Auswirkungen ihres Handels nicht bewußt. Du hast aber das Problem offensichtlich erkannt und versucht "daran zu arbeiten" und dich auseinanderzusetzen und du weißt,WAS falsch ist. Ich denke du bist auf dem richtigen Weg und wünsche dir viel Kraft! Kinder Sind so kleine Hände winzge Finger dran. Darf man nie drauf schlagen die zerbrechen dann. Sind so kleine Füße mit so kleinen Zehn. Darf man nie drauf treten könn sie sonst nicht gehn. Sind so kleine Ohren scharf, und ihr erlaubt. Darf man nie zerbrüllen werden davon taub. Sind so kleine Münder sprechen alles aus. Darf man nie verbieten kommt sonst nichts mehr raus. Sind so klare Augen die noch alles sehn. Darf man nie verbinden könn sie nichts verstehn. Sind so kleine Seelen offen und ganz frei. Darf man niemals quälen gehn kaputt dabei. Ist son kleines Rückrat sieht man fast noch nicht. Darf man niemals beugen weil es sonst zerbricht. Grade, klare Menschen wärn ein schönes Ziel. Leute ohne Rückrat hab'n wir schon zuviel.

Mitglied inaktiv - 18.09.2003, 14:49



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Bin auch nicht Dr. Posth, möchte dir aber auch etwas sagen!! Du bist nicht alleine, kann dich sehr gut verstehen! Mir gehr es ähnlich. Mein Sohn ist 13 Monate alt, ich liebe ihn über alles aber genau in diesen Situationen die du beschreibst ( zb. wenn ich sowieso schon gestresst bin oder es eilig habe) gehr es mir genauso wie dir. Ich schlage meinen Sohn auch nicht aber ich bin manchmal grob oder werde laut. Ich kann nichts dagegen tun, danach tut mir das so unendlich leid. Ich weiss bis jetzt auch nicht wie ich das in den Griff kriegen soll. Manchmal hilft kurz aus dem Raum gehen und tief durchatmen und mal kurz an etwas ganz anderes denken, dann mit neuer Kraft und Ruhe wieder ins Zimmer gehen und ganz ruhig weitermachen nur nicht aus der Ruhe bringen lassen am besten alles aus weiter Ferne ansehen als ob man garnicht selbst betroffen wäre. Wenn mein kleiner Räuber merkt das ich aus der Ruhe komme macht er nämlich erst Recht den Affen und so spitzt sich die Situation zu bis ich wieder laut oder grob werde. Also am besten Ruhe bewahren und durchhalten es kommen auch wieder ruhigere Zeiten!! Viel Glück und Geduld eine die dich gut versteht!!

Mitglied inaktiv - 18.09.2003, 21:55



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Hallo mami B., mir geht's auch manchmal so. Habe auch zwei Kinder ungefähr in demselben Alter. Hab auch noch nicht das "Allheilmittel" gefunden, um meine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Was ich Dir aber als Tipp geben kann (vielleicht hilft es ein wenig) - versuch einfach immer mehr Zeit für alles einzuplanen, als Du denkst, dass nötig ist. Und überlege, ob eventuelle Verabredungen unwichtig sind, so dass Du sie notfalls auch mal absagen kannst. Ich habe mich anfangs z. B. selbst durch Verabredungen mit anderen Müttern zum Spielplatzbesuch zeitlich unter Druck gesetzt. Atme einfach mal tief durch und überdenke vielleicht mal an einem ruhigen Abend Deine ganze Situation. Ich habe immer alles ziemlich verbissen gesehen, neige ein bisschen zu Perfektionismus (daher auch der Hang zum unbedingten Einhalten von so lapidaren Dingen wie Spielplatzbesuchsterminen). Jetzt nehme ich's mehr mit Humor - und siehe da, es funktioniert (besser). Humor ist überhaupt ein Zauberwort, wie ich finde. Das entspannt die Lage ungemein. Bin mal gespannt, was Dr. Posth antwortet - aber glaube mir - Du bist nicht die einzige "schlechte Mutter" ;-))

Mitglied inaktiv - 18.09.2003, 22:48



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Hallo!! Ich finde es mutig, dass du dich hier "outest", denn es gibt sicher haufenweise Mütter, denen es ähnlich geht wie dir (ich bin eine davon!), die es aber niemals zugeben würden. Du siehst ja an den bisherigen Beiträgen, dass fast alle Mütter Momente haben, in denen sie einfach die Kontrolle verlieren und mal grob und laut werden. Das ist nicht toll, und man schämt sich für sein Verhalten, aber Mütter sind auch nur Menschen. Das soll keine Entschuldigung sein! Man muss an sich arbeiten und versuchen, alles etwas gelassener anzugehen. Daher finde ich den Tipp von Susi sehr gut. Bei mir war es auch so, dass ich manchmal einfach mit den Nerven fertig war, weil ich immer alles richtig und gut und perfekt machen wollte und alles "nach Plan" laufen sollte. Inzwischen bin ich gelassener geworden und versuche, alles mit Zeit und Ruhe anzugehen. Wenn man irgendwo zu spät kommt - na und? Wenn das Kind mal wieder nicht schlafen kann/will und man den TV-Abend verpasst - wirklich sooo schlimm? Im Grunde ärgert man sich doch nur, weil man sich ständig etwas vornimmt und oft nicht in Betracht zieht, dass Kinder eben keine Maschinen sind, sondern Individuen, die nach ihrem ganz eigenen Plan "ticken" und vor allem nicht berechenbar sind! Ich versuche, mich vollkommen auf mein Kind und sein Tempo einzustellen. Bisher klappt das natürlich noch nicht imemr ganz so toll, wie ich es mir wünschen würde, aber wir sind auf einem guten Weg... Du wirst es auch schaffen!!

Mitglied inaktiv - 19.09.2003, 08:23



Antwort auf: schlechte mutter? leider etwas länger..

Hallo Tanja, mir sind gerade fast die Tränen gekommen, als ich dein Gedicht gelesen habe. Weisst du, wer es geschrieben hat? Danke und liebe Grüsse, Claudia

Mitglied inaktiv - 19.09.2003, 13:38



Antwort auf: schlechte mutter? leider etwas länger..

o. T.

Mitglied inaktiv - 19.09.2003, 18:38



Antwort auf: schlechte mutter? leider etwas länger..

ich danke euch für die aufbauenden worte!!! tröstend ist auch, das ich nicht allein dasteh´ mit meinem problem! man muss sich soviele dinge ständig vor augen halten (beispielsweise den liedtext!) und sich klar machen, das nichts wichtiger ist als die kinder! ausserdem wird man ja nicht als mama geboren. man muss reinwachsen in diese schwierige rolle! ich glaub ich bin auf dem richtigen weg! bin aber trotzdem sehr gespannt was dr. posth auf diesen beitrag antwortet! liebe grüsse an euch alle! mama B.

Mitglied inaktiv - 19.09.2003, 19:01