Meine Tochter, 3,5 Jahre alt, rastet bei ihren (seltenen) Wutanfällen derart aus, dass sie wild auf mich oder meinen Mann einschlägt. Für Induktion ist sie in diesem Moment nicht zugänglich. Entfernen wir uns von ihr und gehen in ein anderes Zimmer, um den Schlägen zu entgehen, kommt sie hinterher und schreit verzweifelt nach uns. Sie kann die Trennung nicht ertragen. Am schnellsten ebbt der Sturm ab, wenn wir uns ruhig zu ihr setzen, uns als "Punching-Ball" zur Verfügung stellen und die Schläge so gut es geht abfangen. Plötzlich fängt sie dann wieder an zu spielen und zu erzählen, als ob nichts gewesen wäre. Später rede ich dann noch einmal mit ihr, um ihr zu erklären, dass Schlagen nicht in Ordnung ist und dass sie uns damit wehtut. Meistens entschuldigt sie sich dann. Nun meine Frage: Ist unser Verhalten in dieser Situation richtig oder sollten wir anders mit den Wutanfällen umgehen.
Mitglied inaktiv - 12.12.2011, 07:29
Antwort auf:
Schlagen im Wutanfall wie soll man damit umgehen?
Hallo, normalerweise lassen die aggressiven Wutanfälle mit zunehmender Sprechfähigkeit nach und weichen dann der verbalen Auseinandersetzung. Die kann dann aber auch sehr hartnäckig geführt werden. Bleiben die aggressiven Wutanfälle über den 3. Geburtstag hinaus in unverminderter Form bestehen, dann stimmt vermutlich etwas im Bindungsgeschehen nicht. Entweder gibt es eine Entwicklungskrise (z.B. falsch angefangene Fremdbetreuung, Trennung der Eltern, Umzug in eine fremde Umgebung usw.) oder es hat sich schon eine Beziehungsstörung eingeschlichen. Dieses Hauen/Schlagen der Eltern und dann wieder an ihrem Rockzipfel kleben, wenn diese auf den Trotzanfall hin berechtigterweise weggehen wollen, zeugt von einer eher ambivalent unsicheren Bindung. Denn bei diesem Bindungstyp ist die Mutter oder eine sie ersetzende Bezugsperson immer Zufluchtsort und Aggressionsobjekt zugleich. Das macht die Besänftigung in ihrer Gegenwart so schwierig.
Selbstverständlich ist es richtig, sich nicht zu heftigen Gegenreaktionen hinreißen zu lassen und den psychischen Anfall erst einmal abebben zu lassen. Im 3. Lebensjahr wird es dann zunehmend wichtig, Induktionsstrategien anzuwenden (s. gezielter Suchlauf unter Induktion). Aber grundsätzlich sich auch erst einmal Fragen zu stellen, warum sich eine 3 1/2-jähriges Kind noch so wütend gegen seine Eltern durchsetzen muss. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.12.2011