Hallo Dr. Posth,
habe alle Einträge und Suchlauf studiert, aber keine Lösung,viell. können Sie uns weiterhelfen. Unser Sohn 8 Mon. hat einen regelfmäßigen Tag mit insg. ca. 2,5 std. tagschlaf, ab 20.45 nach einschlafstillen ist nachtruhe, zumind. wäre das schön. er wird tags wie nachts nach ca. 30-40 min. wach, braucht dann wiegenden Arm, kommt nachts ins elternbett, wird auch da oft wach und selbst die Nähe / Kuscheln können eine 1,5 stündige Quengelei nicht verhindern, Was sollen wir tun? Bett auf Rädern hat nix gebracht, Schnuller hat er, Tier wird abgelehnt, Stillen ist meist gegen 4.00 (er will sonst auch nicht). Sie schreiben aber, nachts möglichst im (eigenen) Bett beruhigen (wäre uns auch am liebsten) und dass eine Schlafphase von 3-4 Std. am Stück normal wäre. Aber wie können wir dahin kommen? Alle sagen, wir sollen ihn wach ins Bett legen, damit er selbst Beruhigungstechniken lernt, aber gefährden wir dann nicht den sonst so ausgeglichenen und mutigen Alleinentdeckergeist?
Mitglied inaktiv - 15.02.2010, 11:17
Antwort auf:
Schlafprobleme schon immer jetzt 8 Mon. - was tun?
Stichwort: Regulationsstörungstheorie
Hallo, die im Moment dominierende Vorgehensweise gegen Schlafprobleme im Säuglingsalter basiert auf der Regulationsstörungstheorie von Prof. M. Papousek im München. Sie führt im Endeffekt zu der Annahme, dass Selbstregulierungsfähigkeiten antrainierbar seien. Nur leider basiert dieses Training auf Konditionierungsmaßnahmen, die den negativen Reiz durch Alleinsein, Angst sowie Weinen- und Schreienlassen billigend in Kauf nimmt.
Das einzige, was die Methode gegen solche barbarischen Maßnahmen (wie man sie ja vor hundert Jahren auch schon propagiert hat) zur eigenen Rechtfertigung anempfiehlt, ist das Dabeibleiben einer Bezugsperson, die dann allerdings nicht entspannend eingreifen darf. Das Kind soll lernen, sich von alleine zu beruhigen. Genau da liegt aber das Problem der Störung. Das Kind lernt Selbstberuhigung in diesem Alter nur durch das Sicherheitsgefühl und das liebevolle Verständnis bei der Bezugsperson, was Körperkontakt, Nähe, Trösten und beruhigende Maßnahmen von außen bedeutet und damit das aktive Eingreifen und Handeln der Bezugsperson bedeutet. Erst durch die innere Sicherheit, die das Kind auf diese Weise gewinnt, und durch die Verfestigung der sicheren Bindung stellt sich die Fähigkeit zur Selbstberuhigung mit der Zeit ein. Wenn man so will, ist das ein Nachreifungsprozess, der bei Geburt und in den ersten Lebensmonaten noch nicht den nötigen Stand erreicht hat.
Zugegeben diese Methode ist auf ihre Weise etwas anstrengender und auch zeitintensiver. Dafür ist sie nachhaltig positiv für das Kind und entlastet das elterliche Gewissen. Denn den Nutzen, den die Eltern damit für ihr Kind erbringen, können sie sich selbst positiv ankreiden, was sie später, wenn ihr Kind dann ein psychisch gesundes und unkompliziertes Wesen ist, auch tun werden.
So können Sie im Moment auch nur alle die Methoden anwenden, die Sie hier in den entsprechenden Rubriken im Suchlauf erfahren haben, und müssen dabei Geduld haben. Wichtig ist natürlich, dass der Abend nicht hektisch verläuft, weil vielleicht dann der Vater nach Hause kommt und sein Kind noch einmal aufdreht. Dass die Abendmahlzeit ausreichend ist, dass das Einschlafritual stimmt und die Schlafumgebung geeignet ist. Ob der Säugling im Bett seiner Eltern liegt oder diekt neben der Mutter oder dem Vater im Beistellbett ist einstweilen noch unerheblich. Was ist mit Zähnen und Beschwerden beim Zahndurchbruch. Vielleicht einmal testweise behandeln. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 17.02.2010